MÜNSINGEN. Die Diskussion um die Zukunft der Pflege wird bedingt durch den demographischen Wandel immer wichtiger. Diesen Umstand nahm der SPD Landtagskandidat Klaus Käppeler zum Anlass sich im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Trägervereins der Diakoniestation Münsingen, Dekan Ulrich Poguntke, über die gegenwärtige Situation und Zukunft der Diakoniestation zu informieren.
Die Diakonie ist stärkster Anbieter von Pflegedienstleistungen in der Region. Wie der Zwiefaltener Abgeordnete außerdem erfuhr, ist der Einrichtung das Leitbild einer ganzheitlichen Betrachtung und Behandlung der Pflegebedürftigen besonders wichtig. Persönliche Zuwendung steht damit im Mittelpunkt der Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen, wird aber durch die Kostenträger nicht erstattet. Dekan Poguntke betont in diesem Zusammenhang, dass vor allem im Bereich der Pflege etwa 10 % der sozialstaatlichen Aufgaben über Einnahmen aus Kirchensteuern finanziert werden.
„Ich bin beeindruckt vom Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und von der Vielfalt der Aufgaben, die von der Diakonie übernommen werden.“, kommentierte Klaus Käppeler die Ausführungen von Geschäftsführer Lothar Schnitzer und seiner Stellvertreterin Rita Kurz zu den Tätigkeitsfeldern der Diakoniestation.
60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Diakonie hauptsächlich in Teilzeit beschäftigt. Sie kümmern sich um die hauswirtschaftliche Versorgung von Pflegebedürftigen, um ambulante Kranken- und Altenpflege, organisierte Nachbarschaftshilfe, Familienpflege, die Organisation von „Essen auf Rädern“, sowie Gesundheits-, Pflege- und Kostenberatung.
Die Einrichtung steht dabei als Wirtschaftsbetrieb zunehmend in Konkurrenz zu privaten Anbietern. Wie Käppeler erfuhr bereitet der Diakonie vor allem auch die private und unangemeldete Beschäftigung ausländischer Haushaltshilfen Probleme.
Die Suche nach polnischen Pflegekräften ist über das Internet organisiert. Wöchentliche Bustransfers bringen die „schwarz“ arbeitenden, billigen Pflegekräfte nach Deutschland und sorgen in der Konsequenz für einen Stellenabbau bei der Diakonie.
Klaus Käppeler zeigte Verständnis für die Situation der Diakonie und sieht eine mögliche Lösung in der Einführung einer Sozialversicherungspflicht für Pflegekräfte aus dem Ausland, die dem Umgang mit Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft entspricht.
Der Abgeordnete verteidigte im Gegenzug jedoch die bei den ambulanten Diensten in die Kritik geratene Altenpflegeausbildungsumlage mit dem Argument, dass private Pflegeeinrichtungen bislang kaum etwas zur Ausbildung von dringend benötigten Fachkräften beigetragen hätten und durch die Umlage gezwungen würden, ihren Beitrag zu leisten.
Offen blieb jedoch die Diskussion über die Möglichkeiten einer künftigen Finanzierung der Pflege ohne die Notwendigkeit, das Vermögen der zu Pflegenden stärker zu belasten.