Person

Kindheit und Jugend

Als ich 1954 in Nesselwangen, einem 250 Seelen Dorf nahe Überlingen auf die Welt kam, war mir mein zukünftiges Leben nicht in die Wiege gelegt. Der Alltag im Nachkriegsdeutschland auf dem heruntergekommenen Bauernhof war bestimmt von harter, körperlicher Arbeit, vor der auch meine Geschwister und ich nicht verschont wurden. Während die Kameraden im Sommer zum Schwimmen an den Bodensee fuhren, mussten wir das Heu einfahren, Garben binden, Stroh dreschen und im Herbst Kartoffeln lesen oder Obst ernten. Diese Arbeit wurde nicht weniger, als das Einkommen nicht mehr ausreichte, mein Vater sich als Bauarbeiter verdingte und die Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieben wurde.

Neben der Arbeit auf dem Bauernhof verdiente ich mir als Schüler mit Zeitungsaustragen ein Taschengeld – der Tag begann immer schon um 5 Uhr morgens, wenn meine Eltern in den Stall gingen. Zusätzlich hatte ich öfters einen Ferienjob beim Förster im Wald. Mit dem verdienten Geld konnte ich mir eine Skiausrüstung anschaffen, später auch ein Motorrad.

Schule und Studium

Im Jahr 1961 begann für mich der „Ernst des Lebens“, der mich erst 60 Jahre später wieder loslassen sollte. Der Besuch der Volkschule in Nesselwangen: rund 40 Kinder in einem Raum, aufgeteilt in 8 Klassen, die von einem Lehrer unterrichtet wurden. Erst in der 3. Klasse bemerkte man, dass ich stark kurzsichtig bin und ich bekam eine Brille: Die Welt wurde klarer.

Nach 5 Jahren machte ich auf Empfehlung unseres Pfarrers die Aufnahmeprüfung und wechselte in die 5. Klasse der Mittelschule in Überlingen. Nach den beiden Kurzschuljahren durfte ich die 7. Klasse des Gymnasiums besuchen, wo ich 1974 die Reifeprüfung erlangte. Meine Eltern ermöglichten mir dies: Dafür haben sie geschuftet und auf sehr viel verzichtet. Mein Lehrer in der Grundschule hatte mich so beeindruckt, dass ich auch Lehrer werden wollte. Im Herbst 1974 begann mein Lehramtsstudium in Weingarten, das ich nach dem Referendariat in Wurmlingen bei Tuttlingen mit dem 2. Staatsexamen als Grund- und Hauptschullehrer abschloss.

Familie

Meine Frau Gundi, die in Hayingen aufgewachsen ist, lernte ich an der PH Weingarten kennen. Wir heirateten 1979, ein Jahr nach Beendigung des Studiums und zogen nach Zwiefalten, die Dienststelle meiner Frau.

Damals wurden alle Lehrkräfte zunächst nur mit einem 2/3 Deputat eingestellt. So war die finanzielle Lage nicht sehr rosig, als unsere drei Söhne zwischen 1981 und 1985 geboren wurden. Für berufstätige Mütter war der Kindergarten in den 80-er Jahren keine große Hilfe auf Grund der begrenzten Öffnungszeiten morgens von 8.00 bis 11.00 Uhr und nachmittags von 13.30 – 16.00 Uhr.

1985 kauften wir ein altes Haus aus dem Jahr 1932 am Ortsende von Zwiefalten und renovierten es nach und nach. Inzwischen sind wir beide pensioniert. Die Söhne Kai, Axel und Ingo arbeiten in verantwortungsvollen Positionen im Gesundheitswesen und in der Autoindustrie. Wir haben 2 Schwiegertöchter und 2018 wurde uns eine Enkeltochter geschenkt.

Arbeit und Beruf

Nach einem einjährigen Gastspiel in Immendingen wurde meinem Versetzungsgesuch stattgegeben und ich konnte zu meiner Frau nach Zwiefalten ziehen. An der dortigen Hauptschule unterrichtete ich als Klassenlehrer von 1980 bis ins Jahr 2007.

Von 2007 war ich bis zu meiner Pensionierung 2020 Rektor der Hohensteinschule, die bis 2017 eine Grund- und Hauptschule war, danach eine reine Grundschule. Die Arbeit mit Kindern, Eltern und Kolleginnen und Kollegen hat mich erfüllt – ich war sehr gerne Lehrer und Schulleiter und habe meine Berufswahl nie bereut.

2011 bis 2016 durfte in einer Regierungsfraktion eng zusammen mit unserem damaligen Kultusminister Andreas Stoch einige Projekte umsetzen, die immer darauf ausgerichtet waren, gleichwertige Bildungschancen für alle Schichten anzustreben: Gemeinschaftsschule, Ganztagesschule, Inklusion.

Der Weg zur SPD

Geschichte hat mich als Schüler schon fasziniert. Deswegen habe ich dies auch im Nebenfach studiert. Der Nationalsozialismus und seine Gräuel wurden zwar im Unterricht nicht thematisiert, wohl aber in der Wohngemeinschaft im Studium. Auch die Industrielle Revolution, die Soziale Frage, der Imperialismus, der Nationalismus und die zwei Weltkriege waren die Themen, mit denen ich mich intensiv auseinandersetzte.
1972 wurde Willy Brandt Bundeskanzler. Unter ihm wurde das Bafög eingeführt und ich erhielt in der 12. und 13. Klasse, später auch im Studium, eine finanzielle Unterstützung. Spätestens da habe ich verstanden, dass Politik auch soziale Ungerechtigkeiten und unterschiedliche Bildungschancen ausgleichen kann und muss. Die Partei, die dies energisch anging, war die SPD. Und so war es für mich nur folgerichtig, dass ich 1980, als ich in Zwiefalten heimisch wurde, eine Ortsvereinsversammlung der SPD besuchte und dort Mitglied wurde – zur Überraschung und Freude der kleinen Gruppe.

Die politische Laufbahn

Nach dem Eintritt in den Ortsverein wurde ich schnell Schriftführer und 1985  Vorsitzender, außerdem bin ich seit 1993 fast durchgängig stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender.

An der Listenaufstellung zum Gemeinderat war ich schon 1984 intensiv beteiligt, verpasste aber ein Mandat in der CDU-Hochburg Zwiefalten.  Der Sprung ins Gremium gelang mir dann 1989 und unsere Listenverbindung „Freie Wähler Zwiefalten – SPD“ konnte ihre Sitzanzahl im Lauf der Jahre ausbauen: Von zwei Sitzen im Jahr 1984 auf fünf im Jahr 2019. 2009 wurde ich sogar „Stimmenkönig“ – also der Gemeinderat mit den meisten Stimmen. Und zum ersten Mal überhaupt wurde 2019 mit mir ein Sozialdemokrat als zweiter stellvertretender Bürgermeister von Zwiefalten gewählt.
Auch für den Kreistag habe ich regelmäßig kandidiert. Gewählt wurde ich zum ersten Mal 2004, drei Perioden lang, bis 2019, gehörte ich diesem Gremium an.

Dass ich einmal Landtagsabgeordneter werden würde, hatte ich mir bis 1995 weder ausgemalt noch erhofft. Deswegen war es für mich schon eine ungeheure Überraschung, als mich der damalige Abgeordnete Walter Mogg fragte, ob ich sein Zweitkandidat werden wollte. Ich  stürzte mich mit großer Energie als Wahlkampfleiter in die Landtagswahl 1996, die Walter Mogg dann leider verlor. Im Jahr 2000 schaffte ich den Einzug in das Landesparlament. 2006 verpasste ich den Wiedereinzug – was mich schmerzte, denn von allen Seiten wurde mir eine gute und engagierte Arbeit bestätigt. Diese Niederlage wollte ich wieder wettmachen. Nachdem ich einstimmig nominiert wurde, schaffte ich 2011 den Wiedereinzug in den Landtag – und dieses Mal sogar in eine Regierungsfraktion. Das Spiel wiederholte sich: 2016 war erneut Schluss und damals habe ich in der ersten großen Enttäuschung gegenüber einer Zeitung geäußert, dass ich nicht mehr kandidieren werde. Ich dachte nicht daran, dass man niemals „nie“ sagen sollte.

Ehrenamt

Mein Schwerpunkt im Ehrenamt liegt in der Parteiarbeit und in den Kommunalen Gremien. Darüber hinaus bin ich vielfältig engagiert. Aktiv war ich als Leiter einer Volleyballgruppe bei der TSG Zwiefalten und im Förderverein „Rentalhalle“ tätig. Seit den 80er-Jahren organisiere ich jährlich an Ostern eine Skifreizeit für Jugendliche und Erwachsene in den Flumser Bergen. Bei der Hilfsorganisation „Kinder brauchen Frieden“ bin ich Schirmherr. Im Partnerschaftsverein, in der DLRG, beim Geschichtsverein, bei der Lebenshilfe Münsingen und weiteren örtlichen Vereinen bin ich förderndes Mitglied.

Freizeit

Den größten Teil meiner Freizeit bin ich gesellschaftlich engagiert. Das ist nicht nur Pflicht, es hat mir immer Freude bereitet, mit anderen zusammen etwas zu bewegen und zu erreichen. Seit meiner Jugend fahre ich begeistert Ski, ein einziges Mal habe ich mir mit Freunden ein Heli Ski-Abenteuer in Kanada gegönnt. Gerne spiele ich Volleyball und habe auch Freizeit-Fußball gespielt – davon rund 10 Jahre in der fraktionsübergreifenden Landtagsmannschaft. Ansonsten kümmere ich mich um unser Haus – bei einem alten Gebäude gibt es immer etwas zu tun. Und ich heize unser Haus regenerativ: Brennholz machen, hat eine meditative Wirkung, macht mehrfach warm und hält mich körperlich fit. Zukünftig will ich mich noch öfters auf das Rad setzen.