Regiobusse verdichten den öffentlichen Nahverkehr im Land – Chance für Landkreis Reutlingen

Die Landtagsabgeordneten Nils Schmid (SPD), Klaus Käppeler (SPD) und Thomas Poreski (Grüne) sagen: „Das neue Förderprogramm Regiobusse bietet auch für den Landkreis Reutlingen eine große Chance. Wünschenswert wäre zum Beispiel, eine zügige, durchgehend vertaktete Linie Reutlingen-Flughafen und Bad Urach-Münsingen-Blaubeuren. Wir hoffen, dass Land und Landkreis diese Chance gemeinsam ergreifen und sich für unsere Region einsetzen.“

Das Förderprogramm Regiobusse gibt klare Vorgaben, damit ein hochwertiger Busverkehr im Stundentakt dort angeboten werden kann, wo Mittelzentren nicht ans Bahnnetz angebunden sind. Es bietet den Landkreisen, die in Baden-Württemberg verantwortlich für den Busverkehr sind, die Möglichkeit die Hälfte der Kosten für neue oder ausgebaute Regiobuslinien als Zuschuss des Landes zu erhalten.

„Langfristiges Ziel ist ein landesweites Grundnetz von Regiobus-Linien, das alle zentralen Orte des Landes hochwertig und mindestens stündlich verbindet, wenn es keine Züge gibt“, so Schmid, Käppeler und Poreski einhellig. „Auch die Region Neckar -Alb sollte diese Chance für den Ausbau dieser Linien jetzt nutzen, denn wer zuerst kommt, der mahlt zuerst.“

Grundschuleltern müssen über einen möglichen weiteren Schulweg objektiv beraten sein

Frau Präsidentin, sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen,

In meiner Fraktion gibt es heftige Diskussionen darüber, ob Sie über den Schulweg gesprochen haben und damit der verkehrspolitische Sprecher infrage kommt, oder ob ich hier reden soll.

Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Kurze Wege, kurze – Zuruf von der CDU: Über den Antrag! – Heiterkeit bei den Abgeordneten der SPD und der Grünen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, ein bisschen erinnern Sie mich im Tonfall an meine Grundschüler. Sie scheinen es einfach nicht verwinden zu können, dass wir mit der Gemeinschaftsschule ein Erfolgsmodell geschaffen haben. Ein Erfolgsmodell, das die Schulstandorte im Ländlichen Raum sichert, das vom Handwerk gelobt wird und bei den Eltern von Grundschülern beliebt ist.

Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das glauben sie doch selber nicht!

Nun suchen Sie beharrlich das Haar in der Suppe, um das eigene Regierungshandeln in nicht ganz so schlechtem Licht dastehen zu lassen.

Zuruf des Abg. Reinhard Löffler CDU

Ein ums andere Mal zerbrechen Sie sich den Kopf darüber, Herr Müller, was man uns bezüglich der Gemeinschaftsschule anhängen könnte: Gestern ging es um die Haupt- und Werkrealschullehrer, die wegen der Einführung der Gemeinschaftsschule nun scheinbar um ihre Zukunft bangen müssen. Heute behaupten Sie, wir würden die Eltern von Grundschülern einseitig in Richtung Gemeinschaftsschule beraten.

Fürchten Sie nicht allmählich, Sie könnten den Eindruck einer beleidigten Leberwurst erwecken?

Beifall bei Abgeordneten der SPD und den Grünen – Abg. Ulrich Müller CDU schüttelt den Kopf. – Zurufe von der SPD: Oh!

Ganz davon abgesehen, dass die Debatten Ihrerseits doch recht einseitig und ideologisch geführt werden, stellt sich inzwischen auch eine gewisse Langeweile beim Durchlesen Ihrer Anträge ein. Aber es hilft nichts, die Tagesordnung steht und so will ich Ihnen auch heute gerne erklären, was Sie offenbar noch nicht verstanden haben. In der Pädagogik heißt es: Die Wiederholung macht’s!

Beifall bei Abgeordneten der SPD und den Grünen – Abg. Ulrich Müller CDU: Die Arroganz macht es aber nicht!

Ihr vorgespieltes Unverständnis jedoch ist in diesem Fall bemerkenswert: Da haben wir nun seit dem Schuljahr 2012/13 eine neue Schulart, die weder flächendeckend bei den Lehrerinnen und Lehrern noch bei Eltern und Schülern bekannt sein kann. Und Sie fragen allen Ernstes, warum wir bei Informationsveranstaltungen zu weiterführenden Schulen Flyer über die Gemeinschaftsschule verteilen? Ganz einfach: Weil wir nicht voraussetzen können, dass die Gemeinschaftsschule und ihre Wesensmerkmale nach nur drei Jahren

Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD

schon in dem Maße bekannt sind, wie dies bei über viele Generationen etablierten Schulen der Fall ist. Ich muss schon sagen:

Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU

Ich traue Ihnen Manches zu, aber dass Sie das nicht selbst verstehen können, das überrascht mich nun doch ein wenig.

Beifall bei Abgeordneten der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Ulrich Müller CDU

Die Antwort, die Ihnen der Kultusminister gegeben hat, ist noch umfangreicher. Er erläutert akribisch, welche Art von Informationsmaterial zu weiterführenden Schulen an solchen Beratungs-Abenden für Grundschuleltern ausliegt, ich selbst kenne all diese Broschüren als Schulleiter in- und auswendig. Die Gemeinschaftsschule wird nicht wie Sie behaupten „gezielt bevorzugt“, sondern steht gleichwertig neben den anderen dargestellten weiterführenden Schularten. Der Vorwurf der Manipulation, die Sie dem Kultusminister unterstellen, ist infam und zeugt von Ihrer Unkenntnis der Situation.

Ich nenne Ihnen ein Beispiel; ich glaube ich habe es hier schon einmal erzählt. Ein Schulleiter in der ersten Tranche –ein Rektor, gymnasial- hat bei einem dieser Abende den anwesenden Eltern gesagt, es lohne nicht, sein Kind an einer Gemeinschaftsschule anzumelden, da es sich hierbei nur um eine „vorübergehende Erscheinung“ handle. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist Manipulation!

Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Herr Röhm! – Gegenruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: In der Einschätzung hat er wahrscheinlich Recht, der Kollege!

-Nein, es war nicht Herr Röhm.- Ich möchte gerne auch noch kurz auf Ihre Unterstellung eingehen, dass die Staatlichen Schulämter in ihren Fortbildungen für Grundschulen einseitig auf die Gemeinschaftsschulen abzielen. Zum einen ist mir eine solche Fortbildung aus dem Schulamt Tübingen nicht bekannt. Zum anderen gilt hier dasselbe wie für die Informationsveranstaltungen: Auch die Lehrerinnen und Lehrer müssen ja erst mit den pädagogischen Besonderheiten der Gemeinschaftsschule vertraut gemacht werden. Daher handelt es sich auch um „Fortbildungen“ – über alle anderen Schularten wissen die hiesigen Lehrerinnen und Lehrer natürlich Bescheid. Dies ist das Wesen der Fortbildung – sie bildet fort! So weiß ich auch von mindestens einem Schulamt, das eine Info-Veranstaltung für Grundschulrektoren angeboten hat, um über die Neugestaltung der Realschulen zu informieren. Hier wird etwas Neues etabliert, also bietet man Informationen dazu an – nicht mehr und nicht weniger. Ich bin gespannt auf ihren Antrag zu dieser Veranstaltung, Herr Müller.

Zuruf des Abg. Ulrich Müller CDU

Im Übrigen werden solcherlei Fortbildungen auch gezielt seitens der Grundschulen nachgefragt, da das Interesse an der Arbeitsweise der Gemeinschaftsschulen groß ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU: Ich würde mir wünschen, dass die Debatten in diesem Haus wieder etwas spannender würden.

Abg. Karl Zimmermann CDU: Bei ihnen!

Ich mache Ihnen ein Angebot zur Güte: Fragen Sie doch künftig erst einmal mich,

Beifall des Abg. Alexander Salomon GRÜNE

denn solcherlei Anträge sind einer Oppositionsfraktion nicht würdig.

Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen

Was geschieht mit den Lehrern einer Schule, die es nicht mehr geben soll?

Herr Präsident,
meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen!

Vor zwei Tagen, am 2. Februar 2015, hat der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch die vierte Tranche der Gemeinschaftsschulen im Land bekannt gegeben.

     Abg. Helmut Walter Rück, CDU: Ich habe gedacht das war am Freitag vorher
     schon geklärt.

Den bisherigen 209 Gemeinschaftsschulen im Land folgen zum Schuljahr 2015/16 weitere 62, darunter nicht nur Haupt- und Werkrealschulen

     Abg. Georg Wacker, CDU: 90%!

sondern auch Realschulen.

Der Erfolg dieser von uns eingeführten Schulart, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, lässt sich auch an diesen Zahlen bemessen – und auch von Ihnen nicht mehr bestreiten. Abermals sind wieder viele Gemeinden mit CDU-Bürgermeistern darunter.

     Abg. Dieter Hillebrand, CDU: Ja, warum denn? – Abg. Georg Wacker, CDU: 
    Der rettende Anker!

Es scheint ein wenig so, dass Sie mit Ihrem Antrag einmal mehr und zunehmend hilflos versuchen, diese Schulart schlecht zu reden. Diesmal kommen Sie durch die Hintertür und unterstellen uns zweierlei: Wir schließen die Haupt- und Werkrealschulen (diese Behauptung ist nicht neu) und wir lassen die Lehrerinnen und Lehrer anschließend im Regen stehen. Ganz schön mutig angesichts der Tatsache, dass Sie während Ihrer Regierungszeit jahrelang die demographische Entwicklung missachtet haben.

    Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen

Hätten Sie den Mumm besessen, sich schon vor Jahren an die Regionale Schulentwicklung zu wagen, hätten auch die von Ihnen nun entdeckten Hauptschullehrerinnen und -lehrer etwas davon gehabt.

     Zuruf des Abg Dieter Hillebrand

Sie wissen ebenso gut wie wir, dass es nicht Parteiprogramme sind, die Schulen auslaufen lassen;

     Abg. Dr. Timm Kern FPD/DVP: Och!

es ist die Demographie, die den Haupt- und Werkrealschulen die Schülerinnen und Schüler nimmt, ebenso wie ein verändertes Schulwahlverhalten. Dies geschieht schon seit vielen Jahren und verstärkt in ländlichen Gebieten. Beispiele in meinem Wahlkreis sind Orte wie –Herr Glück kennt sie- Mehrstetten, Münsingen-Auingen, Hayingen – und auch in der Heimatgemeinde von Herrn Röhm –er ist gerade nicht da -, Gomadingen, gibt es keine Hauptschule mehr.
Die Abnahme der Schülerzahlen an diesen Standorten begann schon lange vor unserer Regierungsübernahme im Jahr 2011.
Inzwischen sind diese Schulen geschlossen und die Lehrerinnen und Lehrer kamen an benachbarten Grundschulen und Hauptschulen unter. Eine Kollegin aus Hayingen kam an der Realschule in Ehingen unter. Auch meine eigene Schule ist von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen: Jedes Jahr verliere ich eine Kollegin an die Grundschule, an die Hauptschule oder auch an die Gemeinschaftsschule. Sie sehen also, diese Lehrerinnen und Lehrer werden nicht „heimatlos“, sondern sie werden gebraucht!

Gleichwohl wissen wir, dass wir den Lehrerinnen und Lehrern verlässliche Perspektiven aufzeigen müssen. Dies tun wir auch. Erst kürzlich habe ich zu dieser Thematik einen Beitrag für die Zeitschrift der GEW verfasst. Haupt- und Werkrealschullehrer haben bereits heute die Möglichkeit, an eine Realschule oder an eine Gemeinschafsschule zu wechseln. Gerade die Realschulen, die künftig auch den Hauptschulabschluss anbieten dürfen, werden von der Erfahrung dieser Kolleginnen und Kollegen profitieren. Aber auch die Gemeinschaftsschulen, die ja durch eine heterogene Schülerschaft geprägt sind, bieten sich gerade hierdurch für einen Wechsel an. Diejenigen unter den Lehrerinnen und Lehrern, die sich weiterqualifizieren möchten, werden wir in diesem Wunsch unterstützen – natürlich muss sich dies dann auch in der Besoldung niederschlagen.

     Abg. Martin Rivoir, SPD: Genau!

Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU, von einer Fraktion, die den Namen Gemeinschaftsschule noch immer in Anführungszeichen schreibt, müssen wir uns nichts sagen lassen. Sie leben an der Realität vorbei, dies haben sie schon immer getan. Während Sie jegliche gesellschaftliche Weiterentwicklung verschlafen, stellen wir uns unterstützend hinter die tragende Säule unseres Bildungssystems: Die baden-württembergischen Lehrerinnen und Lehrer!

Noch eine Anmerkung zum Schluss. Herr Müller, wenn Sie von 43.000 Lehrern sprechen und dann auf die Hauptschullehrer eingehen, dann sollten Sie gerechterweise auch darauf hinweisen, dass ein Großteil dieser Lehrer Grundschullehrer ist. Nur die wenigsten dieser Lehrer sind Hauptschullehrer.

     Abg. Ulrich Müller, CDU: Habe ich gesagt!

Sie haben über miserable Zufriedenheitswerte gesprochen, die die GEW offenbar veröffentlicht hat. Ich lade sie deshalb ein, meine Schule zu besuchen. Sie dürfen gerne mit meinen Kollegen oder den Kollegen der Nachbarschule sprechen. Dann werden Sie feststellen, dass es auch sehr viele zufriedene Lehrer gibt.

Außerdem werfen sie uns eine mangelnde Sensibilität in diesem Bereich vor. Zumindest mir persönlich dürfen sie abnehmen, dass mir sehr wohl das Wohl meiner Kolleginnen und Kollegen, die die Schule verlassen müssen, am Herzen liegt. Ich denke, das werden auch alle anderen Rektorenkollegen sagen, die in dieser Situation sind. Ich weiß von den Schulämtern, dass sich diese, wenn es um Bewerbungen und Versetzungen geht, in erster Linie um diejenigen Kolleginnen und Kollegen kümmern und diese eine Perspektive aufzeigen, die eine Hauptschule verlassen müssen.

Vielen Dank!

     Beifall bei der SPD und den Grünen

Ausbau der Gemeinschaftsschule schreitet voran

Trochtelfingen / Stuttgart (spd) Die Werdenbergschule in Trochtelfingen wird ab dem nächsten Schuljahr als Gemeinschaftsschule an den Start gehen. Kultusminister Andreas Stoch MdL wird auf einer Landespressekonferenz am kommenden Montag, den 2. Februar 2015, die Namen aller neu genehmigten Gemeinschaftsschulen der 4. Tranche bekanntgeben.

„Ich habe mich seit Langem dafür eingesetzt, dass Trochtelfingen eine Gemeinschaftsschule bekommt und freue mich daher über die Maßen, dass es nun geklappt hat“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Käppeler, der neben seinem Abgeordnetenmandat die Grund-, Haupt- und Werkrealschule in Hohenstein leitet. „Ich danke auch ausdrücklich Herrn Rektor Andrée Fees und seinem Kollegium als auch Herrn Bürgermeister Friedrich Bisinger und der Stadt Trochtelfingen für ihr Engagement“, so der Landtagsabgeordnete. Mit diesem neuen Angebot könne sich nun eine Schule in der Region etablieren, an der alle Schulabschlüsse abgelegt werden können und in der nicht von vornherein eine Auslese stattfinde. Auch die Eltern in der Region hatten sich für die Einführung der Gemeinschaftsschule stark gemacht: Sie hatten 800 Unterschriften für die neue Schulart gesammelt, die Klaus Käppeler vor einigen Monaten Kultusminister Stoch persönlich überreicht hatte.

„Die Einführung der Gemeinschaftsschule vor nunmehr dreieinhalb Jahren“, erläuterte der Parlamentarier, „hat dazu beigetragen, den Ländlichen Raum zu stärken.“ Die Gemeinschaftsschule als Schule, an der alle Abschlüsse angeboten werden könnten, sorge für eine gute schulische Versorgung des Ländlichen Raums. „Nun drücke ich Herrn Rektor Fees und seinem Kollegium die Daumen, dass die neue Schulart von den Schülern und Eltern gut angenommen wird“, sagte Käppeler. Auch die Schülerinnen und Schüler seiner eigenen Schule im benachbarten Hohenstein hätten nun mit der Werdenbergschule die Möglichkeit, eine Gemeinschaftsschule in zumutbarer Entfernung zu besuchen.

Mit der vierten Tranche der Gemeinschaftsschulen verstetigt die Grün-Rote Koalition ein zentrales Versprechen ihrer Bildungspolitik: Längeres gemeinsames Lernen in einem gerechteren Schulsystem durch bestmögliche Förderung jeder Schülerin und jedes Schülers – gleich welcher Herkunft.

Neben individualisierten Lernprozessen zeichnen sich die Gemeinschaftsschulen auch durch Ganztagsbetrieb und inklusive Bildungsangebote aus. Dabei wird das Lernen so organsiert, dass die Schülerinnen und Schüler so viel wie möglich gemeinsam lernen und gleichzeitig auf die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen eingegangen wird. So kann jedes Kind den für sich selbst bestmöglichen Abschluss ablegen und wird in seiner Persönlichkeitsentwicklung gestärkt. Gemeinschaftsschulen tragen durch individuelles Lernen zu mehr Chancengleichheit bei und sichern insbesondere im Ländlichen Raum wohnortnahe Schulstandorte mit einem breiten Angebot an Schulabschlüssen.

Weitere Informationen zur Gemeinschaftsschule finden Sie hier:

http://www.kultusportal-bw.de/GEMEINSCHAFTSSCHULE-BW,Lde/Startseite

Perspektive für Hauptschullehrer

Eine große Zahl von Haupt- und Werkrealschulen im Land sieht ihrer Zukunft mit großer mit Ungewissheit entgegen. Trotz eines sehr hohen Arbeitseinsatzes in den vergangenen Jahren sinken die Schülerzahlen und in der Folge auch die Größe der Kollegien. Angesichts der dynamischen Entwicklung sowie der Weiterentwicklung der Realschulen, die zukünftig den Hauptschulabschluss mit Einführung des neuen Bildungsplans anbieten soll, ist es höchste Zeit, die Belange und Interessen der betroffenen Lehrkräfte in den Mittelpunkt der Bildungspolitik zu rücken.

Für die SPD-Landtagsfraktion kann ich versichern, dass wir diesem Thema seit längerem eine besondere Aufmerksamkeit schenken und 2015 wichtige Entscheidungen in die Wege leiten werden. Zwei zentrale Fragen, die eng miteinander verknüpft sind, stehen im Mittelpunt. Einerseits die Frage nach der zukünftigen Besoldungsstruktur für das neue Lehramt des Sekundarstufenlehrers. Die ersten Referendare beginnen im Februar 2016 und die schwarz-gelbe Vorgängerregierung hinterließ die Besoldungsfrage bei der Einführung des integrativen Studiengangs unbeantwortet. Andererseits die berufliche Entwicklungsperspektive für bereits tätige Haupt-und Werkrealschullehrer. In der Antwort auf die erste Frage hat sich die SPD Landtagsfraktion bereits klar positioniert. Wir setzen uns für eine zukünftige Besoldung des neuen Sekundarstufenlehrers nach A13 ein. Auch deshalb, weil die Studiendauer und die Studieninhalte gegenüber der früheren Ausbildung zum Grund- und Hauptschullehrer erweitert wurden.

Des Weiteren halte ich es für zwingend für bereits ausgebildete Haupt- und Werkrealschulkräfte, die zukünftig an Gemeinschaftsschulen und Realschulen arbeiten werden, ebenfalls eine Aufstiegsmöglichkeit nach A13 zu geben. Bestärkt sehe ich mich in dieser Forderung durch das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das eine voraussetzungsarme berufsbegleitende Qualifizierung für bisherige Hauptschullehrer vom Dienstherrn einfordert, die an einer integrativen Schulart arbeiten.

Als Schulleiter ist mir bewusst, dass die Zahl benachbarter Haupt- und Werkrealschulen und damit einhergehend die Chance, einen vergleichbaren Arbeitsplatz zu finden, schwindet. Deshalb rate ich meinen Kolleginnen und Kollegen auch, den Wechsel an andere Schularten in Betracht zu ziehen. Denn für mich ist augenscheinlich, dass die Zahl der Hauptschullehrkräfte in den kommenden Jahren immer häufiger an Realschulen, Gemeinschaftsschulen anzutreffen sein wird. Angesichts einer zunehmend heterogenen Schülerschaft auch an diesen Schularten ist eine Lehrkraft mit jahrelanger Unterrichtserfahrung an einer Hauptschule ein Gewinn für jedes Kollegium. Denn Haupt- und Werkrealschulkräfte haben in den vergangenen Jahren wie keine andere Lehrergruppe bewiesen, dass eine Vertiefung der eigenen fachlichen und pädagogischen Fähigkeiten sowie die Bereitschaft, sich auf Schulentwicklungsprozesse einzulassen zur eigenen professionellen Berufsauffassung zählt.

Wenn Lehrkräfte eine solche Herausforderung annehmen, dann wiederum ist es Aufgabe der Politik, neben der fachlichen Qualifizierung auch Wege aufzuzeigen, wie eine gleichwertige Besoldung innerhalb eines Kollegiums möglich ist. Denn Haupt-und Werkrealschulkräften verdienen nicht nur irgendeine, sondern eine gleichwertige berufliche Perspektive.

Klaus Käppeler MdL,

Schulpolitischer Sprecher (SPD) und Rektor der Hohensteinschule (Grund- und Werkrealschule)