Herausforderung Corona – im Gespräch mit einem Schulleiter

Die Corona-Pandemie ist eine extreme Herausforderung für die Schulen. Die Folgen werden Lehrer und Schüler noch über lange Zeit begleiten, das hat Andree Fees, Schulleiter an der Trochtelfinger Werdenbergschule, dem SPD-Landtagskandidat und einstigen Kollegen Klaus Käppeler in einem Zoom-Meeting berichtet.

„Schulleiter zu sein ist in diesen Zeiten alles andere als vergnügungssteuerpflichtig“, sagt Andree Fees, der Schulleiter der Trochtelfinger Werdenbergschule. Er ist 16 Stunden am Tag online, denn Lehrer, Schüler, Eltern: Alle sind am Rande dessen, was leistbar ist und darum will er ständig erreichbar sein, um schnell reagieren zu können, wenn es irgendwo klemmt. Besonders die Planungen sind schwierig. „Die neuen Verordnungen kommen immer kurz vor knapp“, berichtet Fees,  oft erfahren sogar die Rektoren zuerst aus den Medien, was nur wenige Tage später gelten soll. Im ersten Lockdown kamen die Regelungen für den Montag manchmal erst am Freitagnachmittag. Dies sei nun etwas besser, „jetzt wissen wir wenigstens mittwochs schon Bescheid“.

Das heißt, Schule ist in Zeiten einer Pandemie eine stete Herausforderung. Ob Notbetreuung, E-Learning, Digitalisierung, Homeschoooling, die Einteilung der Lehrkräfte: Vieles muss organisiert und geplant werden. Dabei wolle er keinesfalls klagen: „Ich sehe dies als meine Dienstpflicht an.“ Er wolle niemanden den schwarzen Peter zuschieben für die Lage, vielmehr will er nach vorne schauen, auch wenn dies nicht einfach ist.

Erschwert wird die Situation zusätzlich durch einen Lehrermangel, den es schon lange vor Corona gab und der sich nun durch das Virus noch verschärft. Dabei gebe sein Team das Beste, lobt Fees. Lehrer und die unterstützenden Fachkräfte seien engagiert, viele Zusatzaufgaben stemmen sie in ihrer Freizeit, wie etwa das Einrichten der Leih-Laptops für Schüler. Auch die Lernbrücke in den Sommerferien lief an der Trochtelfinger Schule vorbildlich. Die Schüler erhielten die Gelegenheit, individuell und in Kleingruppen den versäumten Stoff nachzuholen. Alle empfanden die Lernatmosphäre als sehr angenehm, betont Andree Fees. Viele Lehrer haben bereits signalisiert, dass sie dies im Sommer wiederholen wollen.

Dass jedoch der ausgefallene Stoff komplett nachgeholt werden kann, ist unrealistisch. „Das ist das große Thema“, sagt auch Fees. Im Präsenzunterricht wird viel Betreuung geleistet. Darum ist er durch nichts zu ersetzen. An der Werdenbergschule wurden zwar viele innovative Ideen entwickelt und Fees setzt die Vorgaben so um, dass sie auf die Gegebenheiten vor Ort passen. So hat er nach dem Lockdown im Frühjahr frühzeitig einen Wechselunterricht angeboten, an dem die Schüler zwei Tage an der Schule waren mit einer Notbetreuung in den Fällen, in denen es die Eltern brauchten. Auch was die Digitalisierung betrifft, ist die Schule seit Jahren gut aufgestellt: Bereits drei Mal wurde sie als digitale Schule ausgezeichnet. Doch trotz aller Bemühungen werde der verpasste Unterricht die Schulen und vor allem die Schüler noch lange Zeit begleiten. Darum brauche man eine Konzeption und zwar mindestens für die nächsten zwei Jahre, fordert er.

Denn das Problem wird nicht kleiner. Derzeit sind die Schulen wieder komplett zu. Andree Fees könnte sich durchaus wieder einen Wechselunterricht vorstellen, der weit mehr bringt als komplettes Homeschooling und der auch die Eltern entlastet. Auch Klaus Käppeler hat in seinem letzten Schuljahr vor dem Ruhestand ein solches Modell praktiziert. „Lehrer, Eltern und Schüler waren glücklich damit“, blickt er zurück.

Zudem sollte man versuchen, Versäumtes in Kleingruppen nachzuholen. Dafür brauche es aber Personal, sind sich Fees und Käppeler einig.  Helfen könnte dabei, wenn beispielsweise befristete Stellen unbefristet werden.

Doch trotz aller aktuellen Sorgen und Probleme ist Schulleiter Andree Fees stolz auf seine Werdenbergschule, die eine Grundschule und die Gemeinschaftsschule umfasst, die auch von vielen Schülern aus den umliegenden Gemeinden besucht wird. Dabei war der Weg hin zur Gemeinschaftsschule durchaus steinig, Trochtelfingen war nämlich zunächst nicht als Standort für eine solche vorgesehen. Doch die Stadt Trochtelfingen mit dem damaligen Bürgermeister Friedrich Bisinger, dem Gemeinderat, den Eltern und Rektor Fees kämpften darum, tatkräftig unterstützt wurden sie dabei stets von Klaus Käppeler, der damals für die SPD in der Landesregierung saß. Den fünfen gelang es mit langen Gesprächen, etlichen Besuchen, Unterschriftenlisten und viel Hartnäckigkeit, den Zuschlag zu bekommen. Es hat sich gelohnt, sagen sowohl Fees als auch Käppeler.  Die Schule ist auf Erfolgskurs, denn schließlich habe die Gemeinschaftsschule die komplette Bandbreite zu bieten, sagt Fees, und sie seien auch bestrebt, immer besser zu werden. Ein Ziel, das es sich zu verfolgen lohnt.