Bildungsaufbruch im Ländle

„Wir setzen große Hoffnung in den Bildungsaufbruch“, so SPD-Kreisvorsitzender Sebastian Weigle eingangs der Veranstaltung, „und wir wollen mit diesem Abend Einblicke geben und Impulse für die weiteren Prozesse mitnehmen.“ Für umfassende Informationen sorgte Klaus Käppeler, der selbst im Bildungsausschuss im Landtag sitzt. Gesetzlich verankert und damit verbindlich seien nun die Abschaffung der Grundschulempfehlung und die Möglichkeit für einzügige Hauptschulen Werkrealschule zu werden. Mit der Erhöhung der Grundsteuereinnahmen auf 444 Mio. Euro 2012 bzw. 477 Mio. Euro 2013 wird die Kleinkindbetreuung in den Kommunen finanziell unterstützt. Das sei der größte Betrag, den das Land je an die Kommunen weitergegeben hätte, so Käppeler. Dass die Bildungsqualität verbessert und jeder Schüler bestmöglich gefördert werden muss, zeigen auch die Kosten für Nachhilfe in Höhe von 1,5 Mrd. Euro pro Jahr bundesweit. Baden-Württemberg sei Spitzenreiter mit 131 Euro pro Elternhaus. Neben der Veränderung der gesamten Rahmenbedingungen durch die neue Gemeinschaftsschule, würde die grün-rote Landesregierung die Schulen darin unterstützen, dass die zur Streichung geplanten 711 Lehrerstellen erhalten werden und ab 2012 weitere 3300 Lehrerstellen im System verbleiben, entgegen der Planungen der alten Landesregierung.

So wichtig eine objektive Betrachtungsweise auch sei, könne die Diskussion um Bildungsreformen doch nicht gänzlich ohne Emotionen geführt werden, wenn es um die eigenen Kinder geht. Mit ihren Eingangsworten gab die stellvertretende Landeselternbeiratsvorsitzende Saskia Esken gleich auch eine positive Rückmeldung des Beirats in Sachen Abschaffung der Grundschulempfehlung. Damit sei die Gängelung der Eltern beendet, die Lehrer seien entlastet und die Beratungsverfahren wären nun endlich keine Streitverfahren mehr. Sie gab der Landesregierung auch einen Appell mit auf den Weg: Sie müsse alle Schularten einladen, am Prozess teilzunehmen, und sie so unterstützen, wie sie die Gemeinschaftsschule unterstützt.

Gespannt und positiv sah Schulleiter Ralf Michael Röckel in die Zukunft der künftigen Gemeinschaftsschule in Walddorfhäslach. „Wenn Sie jetzt wissen wollen, wie unsere Gemeinschaftsschule funktionieren soll, können Sie gleich wieder nach Hause gehen. Aber in 10 Jahren können wir gern über die Umsetzung diskutieren.“ Mit der Vorstellung seiner Schule machte er deutlich, wie aktiv schon jetzt die Schüler in Walddorfhäslach gefördert werden. Als Starterschule wollten sie im Schuljahr 2012/2013 mit dem Bildungsplan der Realschule starten, nachdem mit einem eigenen Bildungsplan für die Gemeinschaftsschulen nicht vor 2014 gerechnet werden kann. Wichtig sei für ihn keine Trennung nach Klasse 4 und eine wohnortnahe Schule mit kleinen Klassen.

Die anschließende Diskussion drehte sich naturgemäß vor allem um das Thema Gemeinschaftsschule. Auf die Frage wie drei Standards für drei Schulabschlüsse in einer Lerngruppe realisiert werden sollten, machten Käppeler und Röckel deutlich, dass zum einen differenziert werden müsse, was gemeinsam geht und was nicht und dass die Förderung des einzelnen Schülers von einer guten Ausstattung mit Lehrerstunden abhinge. Genau jetzt sei die Zeit, um das alles zu testen.
Auf Skepsis eines möglichen Erfolgs der Gemeinschaftsschulen entgegnete Esken, dass es uns natürlich schwer fällt, uns etwas anderes vorzustellen, als das, was wir aus unserer eigenen Schulzeit kennen. Eine Zuhörerin forderte die Entscheidungsträger auf, die Sonderschulpädagogik und die Förderung behinderter Kinder nicht außer Acht zu lassen. Auch sie müssten in einem neuen System ihren Platz finden können. Käppeler sah dieses Thema in guten Händen, da Norbert Zeller, Leiter der Stabstelle für Gemeinschaftsschulen, selbst aus der Sonderpädagogik komme.

Daniela Harsch, Mitglied des SPD-Präsidiums, forderte die Anwesenden und alle Interessierten auf, sich am Diskussionsprozess zu beteiligen. Alle Fragen, Anliegen und Anregungen könnten an sie gerichtet werden. Die SPD würde permanent an der Ausweitung der Kommunikation zwischen Regierungsgremien, Parteibasis und Bevölkerung arbeiten. Unter anderem seien zwei öffentliche Veranstaltungen zum Thema Bildung pro Jahr geplant.

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