Vergrößern um jeden Preis? Das ist nichts für den Strohweiler Landwirt Peter Werner. 175 Milchkühe besitzt er „und da kenne ich jede noch mit Namen, mehr sollten es für mich nicht sein“. Stattdessen erzählt er dem SPD-Landtagskandidaten Klaus Käppeler von Innovationen, die er gemeinsam mit seiner Frau Monika auf dem Hof umsetzt, wie der „solidarischen Landwirtschaft“ oder einem extra großen Abkalbestall.
Peter Werner ist Landwirt in der fünften Generation und es ist nicht nur sein Beruf, sondern Berufung. „Ich will dieses Leben, weil es mir Spaß macht.“ Dabei wird es immer schwieriger, mit einem Hof in dieser Größe über die Runden zu kommen. Wer auf dem Markt bestehen will, ist aus rein ökonomischer Sicht eigentlich besser beraten, wenn er so groß wie möglich wird. Für Peter Werner allerdings war dies nie eine Option. Zwar seien Kühe Nutztiere, aber eben auch Mit-Lebewesen, denen es möglichst gut gehen soll und die nicht nur eine Nummer sind. Aus diesem Grund hat er zum Beispiel den Stall vergrößert, damit die Rinder mehr Platz und Freilauf haben. Zudem stehen die Ställe für Besucher offen, sie dürfen zu den Tieren und sie streicheln. Neben den Kühen haben Werners zwei Alpakas und drei Esel.
Auch das Projekt „Solawi“, die solidarische Landwirtschaft, ist ein Renner und das komplett ohne Werbung. Monika Werner ist Gärtnerin und hat es im Betrieb eingeführt. Rund 50 Mitglieder gibt es, unter denen die Kosten für den Gemüseanbau aufgeteilt werden und die dafür wöchentlich eine Gemüsekiste bekommen. Der Anbau ist bio, wenn auch nicht zertifiziert. Das ist nicht nötig, da sich jeder vor Ort vom gewissenhaften Anbau der Produkte selbst ein Bild machen kann. Wer von den Mitgliedern möchte, kann sich auch aktiv auf dem Acker einbringen. So wird die Ernte gerne mal zum gemeinsamen Event. Zudem überlegt Familie Werner, Schule auf dem Bauernhof zu etablieren und auch im Verein Blühende Alb sind sie aktiv: Rund 120 Landwirte wollen Naturschutz, Artenvielfalt und Landwirtschaft im Einklang miteinander betreiben. Sie nutzen ihre Ackerflächen nicht nur für die Lebensmittel- und Viehfutterproduktion, sondern legen auf einem Teil der Flächen Blühstreifen an, um Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Käfer, Vögel und viele mehr zu schaffen.
Auch SPD-Landtagskandidat Klaus Käppeler ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, damals war die Lage für Bauern nicht besser. „Mein Vater hatte 13 Milchkühe, allerdings hat der Ertrag irgendwann nicht mehr gereicht und er musste zusätzlich auf dem Bau arbeiten“, erzählt er. Ein Schicksal, das bis heute viele Landwirte ereilt, weshalb immer mehr die Arbeit auf dem Hof ganz einstellen. Auch auf der Alb sind es heute viel weniger Bauern als noch vor ein paar Jahrzehnten. „Wir leben in einer Vorzugsregion, aber viele Landwirte müssen aufhören und dann wird der Anbau in den Regenwald verlagert“, bedauert Werner.
Dass viele aufgeben, liegt zum einen an der Unwägbarkeit, die dieser Beruf mit sich bringt, aber auch vor allem an der Regelungswut, die ihnen oft das Leben schwer macht. So sei man immer abhängig vom Milchpreis, erklärt Peter Werner, „was wir bekommen, müssen wir nehmen“. Egal, ob es reicht oder nicht. Zudem gibt es immer neue Gesetze oder Vorgaben, die man umsetzen soll. Die Sinnhaftigkeit erschließt sich oft nicht. Etwa, dass Photovoltaikanlagen auf Dächern weniger gefördert werden als die auf Ackerflächen. Oder dass es immer noch keine klare Herkunftskennzeichnung gibt, wird von Werner bedauert. Sein Wunsch an die Politik wäre, dass die Landwirte klare Ansagen bekommen und es für sie mehr Planbarkeit gibt und nicht jedes Jahr ein bis drei neue Gesetze. Etwas, das Klaus Käppeler durchaus nachvollziehen kann und auch schon von anderen Berufsgruppen gehört hat. Erst neulich habe ein Bürgermeister zu ihm gesagt, er wünsche sich, „dass die Politik mal für fünf Jahre keine neuen Gesetze erlässt und das kann ich verstehen“.