Frau Präsidentin, sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen,
In meiner Fraktion gibt es heftige Diskussionen darüber, ob Sie über den Schulweg gesprochen haben und damit der verkehrspolitische Sprecher infrage kommt, oder ob ich hier reden soll.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, ein bisschen erinnern Sie mich im Tonfall an meine Grundschüler. Sie scheinen es einfach nicht verwinden zu können, dass wir mit der Gemeinschaftsschule ein Erfolgsmodell geschaffen haben. Ein Erfolgsmodell, das die Schulstandorte im Ländlichen Raum sichert, das vom Handwerk gelobt wird und bei den Eltern von Grundschülern beliebt ist.
Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das glauben sie doch selber nicht!
Nun suchen Sie beharrlich das Haar in der Suppe, um das eigene Regierungshandeln in nicht ganz so schlechtem Licht dastehen zu lassen.
Zuruf des Abg. Reinhard Löffler CDU
Ein ums andere Mal zerbrechen Sie sich den Kopf darüber, Herr Müller, was man uns bezüglich der Gemeinschaftsschule anhängen könnte: Gestern ging es um die Haupt- und Werkrealschullehrer, die wegen der Einführung der Gemeinschaftsschule nun scheinbar um ihre Zukunft bangen müssen. Heute behaupten Sie, wir würden die Eltern von Grundschülern einseitig in Richtung Gemeinschaftsschule beraten.
Fürchten Sie nicht allmählich, Sie könnten den Eindruck einer beleidigten Leberwurst erwecken?
Beifall bei Abgeordneten der SPD und den Grünen – Abg. Ulrich Müller CDU schüttelt den Kopf. – Zurufe von der SPD: Oh!
Ganz davon abgesehen, dass die Debatten Ihrerseits doch recht einseitig und ideologisch geführt werden, stellt sich inzwischen auch eine gewisse Langeweile beim Durchlesen Ihrer Anträge ein. Aber es hilft nichts, die Tagesordnung steht und so will ich Ihnen auch heute gerne erklären, was Sie offenbar noch nicht verstanden haben. In der Pädagogik heißt es: Die Wiederholung macht’s!
Beifall bei Abgeordneten der SPD und den Grünen – Abg. Ulrich Müller CDU: Die Arroganz macht es aber nicht!
Ihr vorgespieltes Unverständnis jedoch ist in diesem Fall bemerkenswert: Da haben wir nun seit dem Schuljahr 2012/13 eine neue Schulart, die weder flächendeckend bei den Lehrerinnen und Lehrern noch bei Eltern und Schülern bekannt sein kann. Und Sie fragen allen Ernstes, warum wir bei Informationsveranstaltungen zu weiterführenden Schulen Flyer über die Gemeinschaftsschule verteilen? Ganz einfach: Weil wir nicht voraussetzen können, dass die Gemeinschaftsschule und ihre Wesensmerkmale nach nur drei Jahren
Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD
schon in dem Maße bekannt sind, wie dies bei über viele Generationen etablierten Schulen der Fall ist. Ich muss schon sagen:
Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU
Ich traue Ihnen Manches zu, aber dass Sie das nicht selbst verstehen können, das überrascht mich nun doch ein wenig.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Ulrich Müller CDU
Die Antwort, die Ihnen der Kultusminister gegeben hat, ist noch umfangreicher. Er erläutert akribisch, welche Art von Informationsmaterial zu weiterführenden Schulen an solchen Beratungs-Abenden für Grundschuleltern ausliegt, ich selbst kenne all diese Broschüren als Schulleiter in- und auswendig. Die Gemeinschaftsschule wird nicht wie Sie behaupten „gezielt bevorzugt“, sondern steht gleichwertig neben den anderen dargestellten weiterführenden Schularten. Der Vorwurf der Manipulation, die Sie dem Kultusminister unterstellen, ist infam und zeugt von Ihrer Unkenntnis der Situation.
Ich nenne Ihnen ein Beispiel; ich glaube ich habe es hier schon einmal erzählt. Ein Schulleiter in der ersten Tranche –ein Rektor, gymnasial- hat bei einem dieser Abende den anwesenden Eltern gesagt, es lohne nicht, sein Kind an einer Gemeinschaftsschule anzumelden, da es sich hierbei nur um eine „vorübergehende Erscheinung“ handle. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist Manipulation!
Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Herr Röhm! – Gegenruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: In der Einschätzung hat er wahrscheinlich Recht, der Kollege!
-Nein, es war nicht Herr Röhm.- Ich möchte gerne auch noch kurz auf Ihre Unterstellung eingehen, dass die Staatlichen Schulämter in ihren Fortbildungen für Grundschulen einseitig auf die Gemeinschaftsschulen abzielen. Zum einen ist mir eine solche Fortbildung aus dem Schulamt Tübingen nicht bekannt. Zum anderen gilt hier dasselbe wie für die Informationsveranstaltungen: Auch die Lehrerinnen und Lehrer müssen ja erst mit den pädagogischen Besonderheiten der Gemeinschaftsschule vertraut gemacht werden. Daher handelt es sich auch um „Fortbildungen“ – über alle anderen Schularten wissen die hiesigen Lehrerinnen und Lehrer natürlich Bescheid. Dies ist das Wesen der Fortbildung – sie bildet fort! So weiß ich auch von mindestens einem Schulamt, das eine Info-Veranstaltung für Grundschulrektoren angeboten hat, um über die Neugestaltung der Realschulen zu informieren. Hier wird etwas Neues etabliert, also bietet man Informationen dazu an – nicht mehr und nicht weniger. Ich bin gespannt auf ihren Antrag zu dieser Veranstaltung, Herr Müller.
Zuruf des Abg. Ulrich Müller CDU
Im Übrigen werden solcherlei Fortbildungen auch gezielt seitens der Grundschulen nachgefragt, da das Interesse an der Arbeitsweise der Gemeinschaftsschulen groß ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU: Ich würde mir wünschen, dass die Debatten in diesem Haus wieder etwas spannender würden.
Abg. Karl Zimmermann CDU: Bei ihnen!
Ich mache Ihnen ein Angebot zur Güte: Fragen Sie doch künftig erst einmal mich,
Beifall des Abg. Alexander Salomon GRÜNE
denn solcherlei Anträge sind einer Oppositionsfraktion nicht würdig.
Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen