Fast ein ganz normaler Betrieb

„Die Werkstatt für behinderte Menschen von heute ist ein moderner sozialer Betrieb“, so Markus Mörike, Leiter der Werkstatt an der Schanz, die zum Samariterstift Grafeneck gehört. Dort, in der Grafenecker Biolandwirtschaft und in einer weiteren ausgelagerten Betriebsstätte arbeiten über 80 geistig behinderte oder psychisch kranke Menschen. Die SPD-Fraktion des Münsinger Gemeinderats, unterstützt durch den Landtagsabgeordneten Klaus Käppeler, informierten sich vor Ort über Aufgaben, Tätigkeitsfelder und Ziele der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM).
Neben den behinderten Menschen, die in einer der Wohngruppen des Samariterstifts Grafeneck leben, finden in der Werkstatt auch 12 Personen einen Arbeitsplatz, die eine eigenen Wohnung haben und ohne weitere Betreuung sind. Der Anteil dieser sogenannten „Externen“ ist, so Mörike, stetig am Wachsen. Insbesondere der Wegfall von „Nischenarbeitsplätzen“ in der freien Wirtschaft erhöhe den Aufnahmedruck für WfbMs sehr. Da aber von den Kostenträgern keine weiteren Werkstattplätze mehr finanziert würden, sei es notwendig das bestehende Angebot so zu erweitern, dass diese Personen dennoch eine sinnstiftende Beschäftigung erhalten können. Mörike denkt dabei etwa an eine Erhöhung der Zahl an begleiteten Arbeitsplätzen in der Industrie, aber auch an ein Dienstleistungsangebot in der Gemeinde oder an eine Qualifizierung für Aufgaben innerhalb des Samariterstifts. Überhaupt wird das Thema Qualifizierung groß geschrieben in der Werkstatt an der Schanz. Bevor eine behinderte Person dort in der Produktion beschäftigt wird, durchläuft sie im Berufsbildungsbereich eine Art Ausbildung, mit dem Ziel ihre Stärken zu unterstützen und ihre Schwächen zu mildern, ebenso die Heranführung an einen geregelten Arbeitsalltag. Produziert werden in der Werkstatt unterschiedlichste Güter, unter anderem ist man in der Lampenproduktion für einen regionalen Leuchtenhersteller tätig. Montage und Endkontrolle bieten anspruchsvolle Arbeitsplätze für etwa 15 behinderte Menschen. Wichtig sei aber hier wie auch anderswo die hohe Qualität und Flexibilität, die auch immer wieder von den Auftraggebern gelobt werde. „Einen Mitleidsbonus, weil wir eine Werkstatt für behinderte Menschen sind gibt’s schon lange nicht mehr. Wir stehen ebenso im Wettbewerb wie jeder andere Betrieb auch und müssen uns gegen Konkurrenz aus Osteuropa und China behaupten“, meint Mörike. Deswegen habe man sich auch nach der ISO 9000 zertifizieren lassen und ein professionelles Qualitätsmanagement aufgezogen. Dass das Image stimmt, zeigt auch die Arbeit für ein exklusives Versandhaus, für das man Wachholderspäne verpackt, die nördlich der Mainlinie reißenden Absatz finden.
Das Thema Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen interessierte die SPD-Kommunalpolitiker und den Landtagsabgeordneten Klaus Käppeler naturgemäß sehr. Derzeit arbeiten in der WfbM 12 Personen in Teil- oder Vollzeit als Betreuer am Arbeitsplatz, davon sind zwei in Ausbildung. Aber auch die behinderten Beschäftigten sind sozialversicherungspflichtig und zahlen in Kranken- und Rentenkassen ein. Käppeler, der darauf hinwies, dass auch weiterhin die Integration von behinderten Menschen in die Gesellschaft notwendig sei, zeigte sich sehr zufrieden, als Mörike schließlich auch noch von den Partnerschaften der Werkstatt an der Schanz mit den Realschulen in Engstingen und Münsingen und dem Gymnasium erzählte. Im Hinausgehen meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Adolf Lamparter: “Dass das so ein moderner Betrieb ist, hätte ich nicht gedacht.“

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