STUTTGART (rei). Als „schallende Ohrfeige für Kultusministerin Schavan“ wertet der SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Käppeler das Urteil des Verwaltungsgerichts Sigmaringen, nach dem die Prüfungen für Grundschüler zur Aufnahme an Gymnasien zu schwierig sind (Aktenzeichen 6 K 1661/02). Käppeler, Mitglied im Schulausschuss, hat die Landesregierung in einem Parlamentsantrag umgehend aufgefordert, aus der Entscheidung Konsequenzen zu ziehen und endlich Formen für den Übergang in weiterführende Schulen zu schaffen, die zehnjährige Kindern gerecht werden.
„Knallharte Prüfungen, bei denen fast alle Kinder durchfallen, sind die falschen Maßnahmen – auch gerade nach den Ergebnissen der PISA-Studie“, so der Bildungspolitiker. „Wir brauchen ein Konzept, das unseren Kindern individuelle Förderung ermöglicht und flexible Übergangsregelungen in weiterführende Schulen auch zu späteren Zeitpunkten vorsieht.“ Das brutale Aussieben, wie sie dem Ministerium von Frau Schavan jetzt sogar per Gericht bescheinigt wurden, brächten Frust und Verärgerung bei Kindern wie Eltern und ließen die Frage der Fairness des baden-württembergischen Schulsystems wieder neu aufkommen.
Das Verwaltungsgericht Sigmaringen hatte den Schulprüfungen des Kultusministeriums ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Aufgaben seien zu schwierig gewesen, es gebe „beträchtliche Zweifel“, ob den Grundschülern in der Aufnahmeprüfung 2002 eine faire und rechtlich beanstandungsfreie Möglichkeit geboten wurde, ihre Eignung für den von ihnen gewünschten Schultypus unter Beweis zu stellen, hieß es in dem heute bekannt gegebenen Beschluss. So erhielten im Diktat in der Gruppe, in dem auch das Kind des Klägers aus dem Kreis Reutlingen war, von 21 Kindern 16 die Note fünf oder sechs.