STUTTGART. Im Rahmen des diesjährigen 96. Landwirtschaftlichen Hauptfestes ließen es sich die Mitglieder des Landtagsausschusses für Ernährung und Ländlichen Raum nicht entgehen, dem Ministerium für Ländlichen Raum (MLR) über die Schulter zu schauen. Hatte doch das MLR in Halle 1 beim Landwirtschaftlichen Hauptfest so ziemlich alle Landesanstalten und Unterbehörden anschaulich darstellen lassen, wozu sie fähig und wofür sie zuständig sind.
Mit dem Ausschussvorsitzenden Karl Traub an der Spitze nahmen sich die Agrarpolitiker vom Landtag viel Zeit, um auch Gespräche mit den Ausstellern zu führen.
Für MdL Gerd Teßmer, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion war dabei besonders der gemeinsame Stand des Ministeriums und DaimlerChrysler von Interesse. Hier wurde der von DaimlerChrysler propagierte Designerkraftstoff vorgestellt, der in etwa 5 bis 6 Jahren die bisherigen Kraftstoffe Diesel und Benzin ersetzen soll. Hergestellt werden soll er auf der Grundlage von Getreide, also aus nachwachsenden Rohstoffen. Der Vorteil liegt, nach DaimlerChrysler, darin, dass nur niedrigste Schadstoffwerte anfallen und dass die Motoren bei dieser Kraftstoffart nur noch genau für ihren Bedarf entwickelte Zusammensetzungen erhalten. Laut DaimlerChrysler würde damit auch der bisherige Bio-Diesel aus Raps abgelöst. Auf eine entsprechende Anfrage von MdL Gerd Teßmer begründeten die Vertreter von DaimlerChrysler die angekündigte Rücknahme der Bio-Diesel-Freigabe für ihre Fahrzeuge mit der nicht immer gleichbleibenden Qualität von Bio-Diesel (Raps-Methyl-Ester). Dem widersprach MdL Gerd Teßmer, dass durch die erfolgte europaweite Normfestlegung (EN 14214) für Bio-Diesel eigentlich nur noch qualitativ gleichbleibender Bio-Diesel angeboten werden dürfe. Auch sei durch die serienreif vorhandene Sensortechnik eine problemlose Zuführung gewährleistet. Dass man zur Erfüllung der höher werdenden EU-Abgasnorm noch etwas tun müsse, betreffe in weit höherem Maße den mineralischen Diesel.
Auch stehe die Herstellung von Treibstoffen für Benzinmotoren auf Ethanol-Basis kurz vor der Serienreife. Hier laufe gerade eine vom MLR unterstützte Rentabilitätsstudie und auch die Südzucker-AG baue im sächsischen Zeitz eine Ethanol-Anlage auf Bio-Basis.
Zu diesem komplizierten Thema bietet die SPD-Landtagsfraktion am Montag, 20. Oktober 2003 im Landtag unter der Moderation von MdL Gerd Teßmer eine Experten-Anhörung an, zu der neben DaimlerChrysler auch weitere Interessenten an biologisch hergestellten Kraftfahrzeugtreibstoffen zugesagt haben.
Aber auch Vermarktungsstrategien, regionale Erzeugergemeinschaften und die Arbeit der Flurneuordnung waren Ziele beim Rundgang des Agrarausschusses.