Mit Blick auf die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention nach Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und umfassender Teilhabe von Menschen mit Handicap ist der Sport ein ideales Medium für aktiv gelebte Inklusion“, erklärte der Landes-Behindertenbeauftragte Gerd Weimer aus Anlass des gestrigen Freundschaftsspiels der Landesauswahl Baden-Württemberg der Fußballer mit geistiger Behinderung gegen die Mannschaft des Landtags von Baden-Württemberg in Stuttgart. Das Spiel endete 5:1 für die Landesauswahl der Fußballer mit geistiger Behinderung. „Der wahre Sieger war jedoch die Inklusion im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention. Gleichberechtigte Teilhabe ist immer dann möglich, wenn es alle Beteiligten ernsthaft wollen“, betonte Gerd Weimer.
Gestern Nachmittag (27.5.2014) auf den Trainingsgelände des VfB Stuttgart hören die 18 Fußballer der Landesauswahl der Fußballer mit geistiger Behinderung Baden-Württembergs ihrem Trainer Fitz Quien zu. „Männer, wir wollen unseren Gegner unter Druck setzen. Immer zwei Spieler auf einen Angreifer und nach vorne das Spiel breit machen, den Gegner laufen lassen“. 18:45 Uhr, Halbzeit im ersten offiziellen Testspiel der neu gegründeten Landesauswahl der Fußballer gegen die Landtagsauswahl des Landes Baden-Württemberg. Zur Halbzeit führte die Landesauswahl durch die Tore von Abdullah Soydürk (2) und Florian Schumacher bereits mit 3:0. Fritz Quien, der Cheftrainer der Landesauswahl ist hoch zufrieden mit seiner Mannschaft, welche in dieser Formation zum ersten Mal zusammenspielt und dann gleich gegen einen solch prominenten Gegner. Auf der Gegnerseite ist zu hören: „Wir können doch hier nicht mit einer 6:0 Packung vom Platz gehen“.
Das, was hier auf dem Trainingsgelände des VfB Stuttgart gestern Abend stattfand, war eine Anhäufung von Premieren. Mit viel Engagement von Seiten der Fußballfachverbände im Land, der Behindertensportverbände WBRS, BBS, Special Olympics Baden Württemberg und des vom Landes-Behindertenbeauftragten initiierten landesweiten Inklusionssportprojekts Bison (Baden-Württemberg inkludiert Sportler ohne Norm) ist es geglückt, diese erste Landesauswahl für Fußballer mit geistiger Behinderung ins Leben zu rufen. 20.000 Euro stellen die einzelnen Verbände zusammen zur Verfügung und 10.000 Euro kommen noch einmal vom Sozialministerium Baden – Württemberg hinzu, welches im Rahmen der Projektförderung „Impulse Inklusion“ im Jahr 2013 letztendlich dafür sorgte, dass eine solche Auswahl gegründet werden konnte. „In dieser spielen sowohl Fußballer aus Baden als auch aus Württemberg, was ebenfalls eine Premiere für eine Landesauswahl im Fußball darstellt“, so Cheftrainer Fritz Quien.
Eine fußballerische Premiere auch für den VfB Stuttgart, denn der VfB fungiert seit ein paar Monaten als exklusiver Partner des Inklusionssportprojekts Bison und will vor allen Dingen im Bereich des Fußballs seinen Teil dazu beitragen, dass auch andere Fußballvereine im Land sich für Menschen mit Behinderung öffnen. „Im Rahmen dieser Zusammenarbeit konnten insbesondere mit tatkräftiger Unterstützung durch den Fanbeauftragten des VfB Stuttgart, Peter Reichert, schon mehrere konkrete Vorhaben umgesetzt werden. Der VfB Stuttgart hat die Landesauswahl komplett mit Spielkleidung ausgestattet, welche von den Spielern zum ersten Mal getragen wurden“, sagte Gerd Weimer. Ein Trikotsatz wurde in den VfB Farben, ein zweiter in den Landesfarben schwarz und gelb großzügig bereitgestellt. Für das Spiel stellte der VfB ebenfalls das Robert-Schlienz-Stadion kostenlos zur Verfügung.
Dieter Ostermann, der Verantwortliche für die Landtagsauswahl von Baden Württemberg, die sich aus Abgeordneten aller Fraktionen zusammensetzte, zeigte sich auch hoch erfreut über die Testspielanfrage und gab sofort seine Zusage für dieses Premierenspiel, bei welchem sich die Abgeordneten einem starken Gegner gegenüber sahen. Verstärkt wurde die Landtagsauswahl durch den Landes-Behindertenbeauftragten Gerd Weimer, der sich auf der linken Abwehrseite immer den Angreifern der Landesauswahl gegenüber sah. „Man hat heute ganz klar und deutlich gesehen, zu welchen Leistungen Menschen mit Behinderung in der Lage sind. Die Fußballer der Landesauswahl waren ein hochwertiger Gegner und haben gezeigt, was durch gezieltes Training alles zu erreichen ist. Für die kommenden Deutschen Meisterschaften in Saarbrücken Anfang Juni wünsche ich der Mannschaft viel Erfolg und bin überzeugt, dass sie das Land erfolgreich vertreten werden“, so Gerd Weimer.
Das Spiel endete schließlich 5:1 für die Landesauswahl. Der Ehrentreffer für die Landtagsauswahl gelang Dr. Kai Schmid–Eisenlohr. „Der Abpfiff durch den Bundesligaschiedsrichter Dominik Schaal in der 90. Minute war nicht nur der Schlusspfiff, sondern zugleich das Signal zum weiteren gemeinsamen Ausbau von Inklusionsprojekten im Fußball. Schön wäre es auch, die Fußballer in die Vereinsmannschaften im Lande zu integrieren“, äußerte sich Gerd Weimer hoffnungsvoll.