Die SPD-Landtagsfraktion macht sich große Sorgen um die Hauptschulen im Land. Neuester Anlass dazu ist die Antwort des Kultusministeriums auf eine Große Anfrage der SPD-Fraktion, derzufolge immer weniger Förder- und Stützunterricht für lernschwache Schüler sowie Vorbereitungskurse und -klassen für Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen angeboten werden. Kultusministerin Schavan musste in ihrer Antwort auch einräumen, dass die Zahl der Unterrichtsstunden für das Erweiterte Bildungsangebot EBA – einst wichtiger Bestandteil des Profils der Hauptschule – und für Arbeitsgemeinschaften in den letzten zehn Jahren sogar halbiert wurden. Die Zahl der Stütz- und Förderkurse an Baden-Württembergs Hauptschulen sei zwar im vergangenen Jahr leicht angestiegen, im Vergleich zu früher jedoch deutlich verringert worden: von knapp 14.000 Kursen 1995/96 auf jetzt 8.690, eine Kürzung um rund 38 Prozent.
Die neuesten amtlichen Zahlen sind für den Hauptschulexperten der SPD-Landtagsfraktion, Klaus Käppeler, ein klarer Beweis dafür, dass die Landesregierung die Hauptschulen noch immer vernachlässigt.
Käppeler: „Sonntagsreden und Lippenbekenntnisse bringen die Hauptschulen im Land nicht voran. Statt den Hauptschulen zur Bewältigung ihrer schwieriger gewordenen Aufgaben die notwendigen Ressourcen und Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, wird an ihnen gespart.“
Gerade die PISA-Studie habe aber aufgezeigt, dass schwache Schüler frühzeitig und gezielt mit Zusatzmaßnahmen gefördert werden müssen. „Wer wie Schavan Stütz- und Förderangebote sowie Arbeitsgemeinschaften zusammenstreicht, ist mitverantwortlich dafür, dass Schüler mit Lernschwächen den Anschluss verlieren“, so Klaus Käppeler.
Darüber hinaus warf der Abgeordnete der Landesregierung Doppelzüngigkeit vor: Das Argument der Kultusministerin, die Angebote seien zurückgefahren worden, weil der tatsächliche Förderbedarf gesunken sei, stehe im Widerspruch zu Forderungen der Landesregierung im Rahmen der Debatte um das Einwanderungsgesetz, der Bund solle sich finanziell stärker an den steigenden Kosten der Deutschkurse für Kinder aus dem Ausland beteiligen.
In die richtige Richtung dagegen gehe die Ankündigung der Landesregierung, Stundenkontingente sowie Diagnosetests in Klasse 5 und 6 der Hauptschulen einzuführen, sagt der SPD-Hauptschulexperte, das Problem des Förderbedarfs sei damit aber bei weitem nicht gelöst.
Die SPD-Fraktion fordert die Landesregierung auf, die desolate Unterrichtssituation an den Hauptschulen endlich zu beseitigen. Oberstes Ziel ist für die SPD, den Hauptschulen im Land in ausreichender Zahl Stundendeputate zur Verfügung zu stellen. Damit wären die Schulen auch in der Lage, die wichtigen Förderangebote im notwendigen Umfang anzubieten.