IMMENSTAAD – „Wir fordern nicht, sondern wir wollen Sie darüber informieren, was uns Praktiker bedrückt.“ Dieses Credo setzt gegenwärtig die Interessengemeinschaft „Zukunft Obstbau“ (IG) gegenüber Repräsentanten alle politischen Parteien um. Diesmal waren hierzu SPD-Abgeordnete an den Bodensee nach Immenstaad gekommen.
Informationsführer seitens der IG war Hubert Lehle, Immenstaad, den Obstanbauer aus den Landkreisen Bodensee, Konstanz, Ravensburg und Lindau unterstützten (sie repräsentierten etwa 400 IG-Mitglieder). Fachberater aus den angesprochenen Landkreisen ergänzten die Sachinformationen. Ansprechpartner waren der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, MdB Matthias Weisheit, sein Pendant vom Stuttgarter Landtag, MdL Gerd Teßmer sowie dessen Stellvertreter Klaus Käppeler und der SPD-Abgeordnete des Bodenseekreises Norbert Zeller.
Während einer Besichtigungsfahrt durch die Obstanlagen kamen alle aktuellen Probleme zur Sprache, wobei das Thema Hagelabwehr und die Spritzabstände zu Gewässern Schwerpunkte bildeten. In Sachen Unwetter bat die IG darum, der zunehmenden Existenzbedrohung der Bauern durch Wetterschläge ein Gesamtkonzept entgegenzusetzen. Hierzu zählten sowohl die Versicherung und der Landeszuschuss zur Prämie als auch die (möglichst bezuschusste) Einrichtung von Hagelnetzen. Befassen sollte man sich jedoch nochmals mit der Hagelabwehr per Flugzeug, die ja im Stuttgarter Raum betrieben werde. Zudem gebe es doch sicher neue Erkenntnisse. MdL Gerd Teßmer teilte mit, dass hierüber interfraktionell auf Landesebene ergebnisoffen schon beraten worden sei.
Bei den jetzt geltenden Spritzabständen zu mehr als periodisch wasserführenden Gräben könne auf Dauer am See auf gut 700 Hektar kein Obstanbau mehr betrieben werden, notierten die IG-Sprecher. Einer der Hauptgründe sei die Kleinparzellierung der Anlagen. Die bedeute für nicht wenige Landwirte das Aus dieses Produktionszweiges. Gerade aber diese Kleinparzellierung mache doch auch den Reiz der Bodenseelandschaft aus.
MdB Matthias Weisheit berichtete im Zusammenhang von einer jüngst im Tettnanger Raum erneut abgehaltenen Expertenberatung, die hinsichtlich der Abstände Hoffnung mache. Eine Sonderregelung wie im Alten Land werde es in Baden-Württemberg sicher nicht geben, wahrscheinlich aber modifizierte Bedingungen auf Einzelantrag, gekoppelt indessen an eine die Abdrift mindernde Spritztechnik. Die Eckwerte hierzu würden gegenwärtig offensichtlich in Stuttgart ausgearbeitet.
Angesprochen wurde erneut das Problem Feuerbrand. Wohl kein anderes Pflanzenschutzmittel werde so exakt eingesetzt wie Plantomycin“, argumentierten die Bauern, weshalb die zugelassene Rückstandsmenge in Honig nicht verständlich sei. Überhaupt habe man den Einruck eines „schlingernden“ Verbraucherschutzes, der z. B. für Importware Rückstände von Mitteln zulasse, die bei uns verboten seien.
Die EU lasse schon zu, dass bei einheimische Ware mit dem Vermerk „garantiert nicht behandelt mit …“ geworben werde. Aber, damit solches dann auf der (Ver-)Packung stehe, müsse der Verbraucher gezielt danach fragen. Dann werde sicher der Handel hierauf entsprechend reagieren – verwies MdL Gerd Teßmer als kurzfristig gangbaren Weg, bis endlich die Harmonisierung innerhalb der EU erreicht sei.
Es folgten gut vorbereitete Demo-Versuche zur Spritztechnik nach alter und neuer Regelung, worauf dann die Anregung kam, diese in der Obstbau-Versuchsanstalt des Landes Baden-Württemberg in Bavendorf näher untersuchen zu lassen sowie darüber hinaus weitere Gespräche zu führen.