Oggelshausen sz Auch wenn das aufwendige Naturschutzprojekt „Life plus“ seit diesem Jahr abgeschlossen ist: Hege und Pflege benötigen die renaturierten Flächen des Federseemoors auch weiterhin. Rund 45 Hektar Moorwiese mähen die Mitarbeiter des Nabu-Naturschutzzentrums Federsee jährlich, um die Landschaft offen zu halten. Und bei seinem Besuch am Federsee packte nun auch Naturschutzminister Alexander Bonde mit an.
Die Handhabung mag noch etwas ungewohnt und sperrig sein, doch das Tempo ist beeindruckend. Auf Alexander Bondes Gesicht zeichnet sich ein jungenhaftes Grinsen ab, als er mit dem großen Balkenmäher die Moorwiese bei Oggelshausen bearbeitet. So muss sich wohl ein Kleinwagenfahrer fühlen, der sich auf einmal hinter dem Steuer eines PS-starken Geländewagens wiederfindet.
45 Hektar müssen gemäht werden
„Der ist schon sehr geländegängig“, lobt auch Jost Einstein, Leiter des Nabu-Naturschutzzentrums Federsee, den Balkenmäher. Immerhin 15 Hektar Fläche mähen die Nabu-Mitarbeiter mit diesem XXL-Rasenmäher, der sonst hauptsächlich im Gebirge eingesetzt wird. Auf weiteren 40 Hektar sind die Naturschützer regelmäßig mit der Motorsense zugange, um das Gelände gehölzfrei zu halten.
Zugegeben: Richtiges Mähwetter ist heute eigentlich nicht. Nur verschwommen sind die Umrisse des Bussen am diesigen Horizont auszumachen. Beim Termin mit dem Minister, zu dem unter anderem auch Nabu-Landesvorsitzender Dr. Andre Baumann, SPD-Landtagsabgeordneter Klaus Käppeler, Landrat Dr. Heiko Schmid, Bad Buchaus Bürgermeister Peter Diesch und sein Oggelshauser Amtskollege Ralf Kriz gekommen sind, werden immer wieder die Regenschirme aufgeklappt.
Kommt die Nässe von oben eher ungelegen, ist die Feuchtigkeit von unten her aber durchaus erwünscht. Mehr als 30 Kilometer Entwässerungsgräben haben Nabu und Regierungspräsidium Tübingen während des fünfjährigen „Life plus“-Projekts geschlossen, dazu über 2000 Meter Bachufer renaturiert und 48 Wasserstandspegel gesetzt – alles, um die Torfschicht zu schützen und den einzigartigen Lebensraum des nördlichen Federseeries zu bewahren.
Beim Oggelshauser Kalkquellmoor stand dagegen vor allem die Offenhaltung, die Beseitigung von Gehölzen und Schilf im Vordergrund der „Life plus“-Maßnahmen. Das Gebiet zählt zu den seltensten Moortypen Deutschlands und sei, was den Artenreichtum betrifft, „einer der Hotspots der Region“, betont Einstein. Hier gedeihen seltene Pflanzen wie das Karlszepter, Sumpfstendel oder die streng geschützte Glanzstendel. Die offene Landschaft schätzen aber auch Uralameise und Bodenbrüter wie das Braunkelchen, von denen das Federseeried deutschlandweit die größte Population beherbergt.
„Ohne Moos nichts los“
Umso mehr schätze der Nabu den Einsatz der Landesregierung für den Moorschutz, wendet sich Nabu-Landeschef Baumann an den Naturschutzminister: „Beim Moor gilt gleich in doppelter Hinsicht: Ohne Moos nichts los.“ Das Ministerium für Ländlicher Raum und Verbraucherschutz unter Alexander Bonde (Die Grünen) lässt derzeit eine Moorschutzkonzeption erarbeiten, die neben dem Natur- auch dem Klimaschutz dient. Die Erfahrungen und Erfolge vom Federsee wolle das Ministerium dabei auch auf andere Moorgebiete im Land übertragen, stellt Bonde in Oggelshausen in Aussicht. „Das hier ist ein tolles Beispiel“, urteilt der Minister nach seinem Besuch: „Und es ist schön, wenn man das, was man schützt, nicht nur aus den Akten kennt.“
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 26.08.14, Autorin: Annette Grüninger