STUTTGART/OULU. (rei) Auf einer Informationsreise durch Finnland hat der SPD-Wahlkreisabgeordnete Klaus Käppeler zahlreiche Schulen und Bildungseinrichtungen besucht. Käppeler war als Mitglied einer Delegation baden-württembergischer Bildungspolitiker in das Land der PISA-Sieger gereist.
„Die finnischen Schulen haben in der PISA-Studie durchweg hervorragend abgeschnitten, wir sollten in Deutschland von den Erfahrungen profitieren“, erläuterte Käppeler die Beweggründe seiner Reise. Schon nach den ersten Schulbesuchen und Fachgesprächen in der westfinnischen Stadt Oulu seien die Unterschiede spürbar gewesen. Als Grund- und Hauptschullehrer kennt Käppeler den deutschen Schulalltag aus eigener Anschauung: „Es herrscht eine völlig andere Atmosphäre an den finnischen Schulen, Schüler wie Lehrer wissen einfach besser, um was es bei der Schulbildung geht.“
Für Käppeler liegt die große Stärke des finnischen Systems in der individuellen Förderung. „Wir verschwenden in Deutschland eine Menge Zeit damit, Schüler schon in den ersten Jahren für die weiteren Schularten zu sortieren, statt ihre persönliche Begabungen zu fördern und ihre Schwächen auszugleichen.“ Schulhelfer, Psychologen, Ergotherapeuten und Logopäden leisteten in Finnland bereits im Vorschulalter Hilfe bei verhaltensauffälligen oder sprachlich schwächeren Kindern. Leistungsnachweise durch Zensuren würden erst ab der siebten Klasse verteilt, auch ein „Sitzenbleiben“ gebe es nicht. Zudem sei die für alle neun Jahre dauernde Gemeinschaftsschule über alle Parteigrenzen hinweg gesellschaftlich akzeptiert und gewollt.
„Lehrer, Eltern und auch die Politik werden sehr viel stärker in die Pflicht genommen, einen Beitrag für die Zukunft der Kinder zu leisten“, so Käppelers Fazit. Auch deshalb bekämen nur zehn Prozent der besten Universitätsabsolventen die Möglichkeit, als Lehrer zu arbeiten. Dieser Umstand fördere das gesellschaftliche Ansehen des Berufes und trage damit nicht zuletzt zur hohen Motivation bei. Käppeler: „Im Vergleich dazu ist bei deutschen Lehrern im Gegensatz zur Popularität nur die Arbeitszeit höher.“