SPD und Grüne sprachen sich bei ihrer Anhörung „Zukunftsperspektive der Realschulen“ für die zukünftige Etablierung eines Zwei-Säulen Systems in Baden-Württemberg aus. Sowohl die demografische Entwicklung als auch das veränderte Schulwahlverhalten legen eine solche Entwicklung nahe, um auch zukünftig möglichst wohnortnah sämtliche Schulabschlüsse anbieten zu können. Neben dem Gymnasium soll es mittelfristig nur noch einen zweiten integrativen Bildungsgang geben, der den Weg zu allen Schulabschlüssen ermöglicht. Allerdings, so stellten die Gastgeber Sandra Boser, bildungspolitische Sprecherin der Grünen und Klaus Käppeler, schulpolitischer Sprecher der SPD, dar, könne eine solche Entwicklung nur im Dialog mit den Realschulen eingeleitet werden. Sandra Boser betonte: „Die Realschulen haben in der Vergangenheit eine hervorragende Arbeit geleistet, nun gilt es, die vorhandenen Stärken mit den aktuellen und zukünftigen pädagogischen Herausforderungen zu verbinden.“ Klaus Käppeler, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, zeigte Verständnis für die Position, dass Realschulen sich unabhängig von einer möglichen Beantragung zur Gemeinschaftsschule zunächst mit der Entwicklung individueller Förderkonzepte und kooperativen Lernformen befassen möchten. Beide Fraktionen sicherten den Realschulen in diesem Punkt ihre Unterstützung zu, betonten aber, dass die Entwicklung eines gegliederten Hauptschulzweigs keinerlei politischen Rückhalt findet. Dem pflichtete Prof. Anne Sliwka, Universität Heidelberg, in ihrem Statement bei: “Ein gegliedertes Schulangebot, das Schülerinnen und Schüler in Schubladen steckt, ist aus Sicht der Bildungsforschung und im internationalen Vergleich nicht mehr zeitgemäß. Daher sollten Lernangebote an Realschulen sich zukünftig stärker an den unterschiedlichen Bedarfen und Talenten der Schülerinnen und Schüler ausrichten und ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Leistungsniveaus in unterschiedlichen Fächern möglich sein.“
Die Ergebnisse der Anhörung werden von beiden Landtagsfraktionen in den kommenden Wochen ausgewertet, sodass Schlussfolgerungen in die anstehenden Etatberatungen einfließen können.