SPD-Kreisverband feiert mit Frieder Birzele

NEUHAUSEN. Das Ambiente stimmte am Sonntag: Der Kreisverband hatte mit dem Bindhof in Neuhausen in eines der schönsten Gebäude in der Region geladen und die roten Rosen sowie der rote Sekt sorgten dafür, dass die Genossen nicht vergaßen, welch Gesinnung sie sind. Zusätzlich zeigte das Bild von Gerhard Schröder unterhalb des Rednerpults, wohin die Richtung in den Monaten vor der Wahl geht, und das Konterfei von Willy Brandt auf der anderen Seite der Bühne erinnerte alle Teilnehmer daran, aus welcher Richtung die Sozialdemokraten kamen.

So gaben sich die Redner beim Empfang des SPD-Kreisverbands auch kämpferisch, schließlich solle niemand auf die Idee kommen, die Flinte möglicherweise schon ins Korn zu werfen, bevor die erste Urne ausgezählt wurde. „Wir müssen verdeutlichen, dass soziale Gerechtigkeit nur mit der SPD machbar ist“, betonte etwa Michael Lucke als Hausherr im Bindhof vor rund 70 Parteigenossen. Aber: „Wir müssen für unsere Chance auch arbeiten.“

Angesprochen hat Metzingens Finanzbürgermeister damit alle treuen SPD-Mitglieder, die schon seit vielen Jahren immer wieder Plakate geklebt und Flyer verteilt hatten, und ohne deren Überzeugungsarbeit an der Basis nichts zu gewinnen sei. Zustimmung signalisierte ebenfalls Landtagsabgeordneter Klaus Käppeler: Es gelte deutlich hervorzuheben, dass Merkel und Westerwelle keine Alternative darstellen würden.

Als Gastredner hatten sich die Genossen im Kreis Reutlingen Frieder Birzele, Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg, in den Bindhof geholt. In seinem Referat über die Nachkriegsgeschichte stellte er vor allem den bedeutenden Beitrag der Sozialdemokratie für die Entwicklung im Land und in ganz Deutschland heraus. Schon bei der Entstehung von Baden-Württemberg seien die Sozis maßgeblich vorangeschritten – „ohne die SPD hätte es diesen Südweststaat nie gegeben, weil die CDU damals völlig gespalten war“. Und auch an der „hervorragenden Verfassung“ hätten Sozialdemokraten entscheidend mitgestrickt. Genauso wie immer, wenn die SPD an Landes- und Bundesregierungen beteiligt waren, sich das höchst positiv auf die weitere Entwicklung in Land und Bund ausgewirkt habe.

Den Schwenk zur heutigen Politik schaffte Birzele mühelos mit seiner Kritik am Föderalismus: Hier müsse dringend reformiert werden: „Weil heute überhaupt nicht mehr zu vermitteln ist, wer für welches Gesetz und für welche Kompromisse verantwortlich ist.“ Der Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags plädierte deshalb für ein Auflösungsrecht des Bundestages, so wie es auch im Land gegeben sei.

Über ihre Erinnerungen, warum sie vor einigen Jahrzehnten in die SPD eingetreten sind, berichteten am Sonntag einige altgediente Genossen, darunter Pfarrer Klaus Kuntz oder Marieluise Mayer aus Münsingen. Beide sind schon seit 40 Jahren Mitglied in der SPD. Bei den insgesamt sieben Personen auf der Bühne war die Motivation des Parteieintritts jeweils von ganz persönlichen Erlebnissen und Vorprägungen abhängig gewesen. Doch alle betonten, dass sie ihren Beitritt nie bereut und bisher auch nicht daran gedacht hätten, die SPD wieder zu verlassen.