In Buttenhausen verschwand die jüdische Gemeinde während des 3. Reiches. Ein Friedhof und eine Gedenkstätte erinnern heute an diese Zeit. Immerhin entstammte eine politische Persönlichkeit der Gemeinde: Matthias Erzberger, ein Publizist und Zentrumspolitiker, der 1921 von Rechtsradikalen ermordet wurde.
Ganz anders die Geschichte von Grafeneck. Aufgetaucht ist Grafeneck als Gründung eines Schlosses der württembergischen Könige, das anfangs auch durch Um- und Anbauten eine stattliche Größe hatte. Nach wechselvoller Geschichte wechselte der Besitz zu Beginn des letzten Jahrhunderts an die Samariter Stiftung, die dort ein Heim für behinderte Menschen schuf.
Ende des Jahres 1939 beschlagnahmte das Württembergische Innenministerium das Gelände, um dort „Zwecke des Reiches“ umzusetzen. Geplant war dort die Umsetzung der Maßnahmen der Euthanasie, die in Berlin in der zentralen Planungsbehörde als „Aktion T 4“, benannt nach dem Sitz in der Tiergartenstraße 4, beschlossen worden waren. Es sollten Behinderte als „Belastung der Volkswirtschaft beseitigt“ werden. Weitere 5 solche Anstalten folgten verteilt über das gesamte Reichsgebiet. Aber in Grafeneck begann die Massenvernichtung „menschlich unwerten Lebens“! Es war der Beginn der „systematisch-industriellen Ermordung“ von Menschen im 3. Reich. Die Spuren der Täter führen in die danach entstehenden Vernichtungslager im Osten des Reiches!
In Grafeneck wurden innerhalb 1 Jahres 10.654 geistig Behinderte und psychisch Kranke ermordet. Sie stammten alle aus dem Südwesten/Westen des Reiches. Eine unvorstellbare Anzahl, aber auch Tat, die das unmenschliche Regime des 3. Reiches demaskierte. Verbracht wurden die Betroffenen per „grauem Bus“ aus ihren Pflegeheimen direkt in die Gaskammern.
Unvorstellbar ist, dass Niemand etwas bemerkt haben will.
Alle Teilnehmer des Besuchs in Grafenberg waren geschockt über die Dokumentation der Gräueltaten. Sie konnten die Unmenschlichkeit kaum fassen. Näher gebracht wurde das Geschen in Grafeneck durch die kompetenten Ausführungen von J. Klaß vom OV Münsingen der SPD, auf dessen Einladung die Metzinger in Grafeneck waren.
Grafeneck ist durch seine Gedenkstätte, den Friedhof und das Namensbuch, in dem alle Ermordeten namentlich aufgeführt sind, eine Stätte der Erinnerung geworden, die vor unserer Haustüre auf die Gräueltaten der Vergangenheit aufmerksam machen.
Erinnern kann und muss Bestand haben, damit sich solche Auswüchse der Unmenschlichkeit nicht wiederholen (können)!
Eventuell kann dieser Beitrag dazu beitragen, dass das Erinnern wach gehalten wird und Einige es als Aufforderung für einen Besuch der Gedenkstätte Grafeneck verstehen.
(Autor: Jürgen Fromhold)