Grupp: Hartz 5 für Abzocker

Hartz 5? Jawohl, Hartz 5 – "und da gehts dann nicht um fünf Euro oder acht Euro mehr. Da gibts Wasser und Brot und nachmittags die Peitsche im Steinbruch." Wolfgang Grupp, wie er leibt und lebt.

So lernte den Burladinger Unternehmer gestern der sozialdemokratische Mappus-Herausforderer Nils Schmid kennen. Zusammen mit dem Wahlkreiskandidaten Klaus Käppeler war der junge SPD-Landesvorsitzende und wahlkämpfende Spitzenkandidat auf Betriebsbesuch bei Trigema. Und da nutzte Grupp gerene die Gelegenheit, einem hochrangigen Politiker zu sagen, was er in Sachen Managerhaftung fordert: Unternehmer, die – wie er selbst – bereit sind, für ihr Tun und Lassen persönlich und mit ihrem Privatvermögen zu haften, sollen steuerlich begünstigt werden. Wer dies ablehne, solle höhere Steuern zahlen. Und die "Abzocker" und "Scharlatane", die ohne Haftung und Verantwortung "ihren Laden in den Sand setzen" und die Allgemeinheit die Kosten tragen lassen – die sollen keine Boni und fetten Abfindungen erhalten, sondern eben: "Hartz 5".

Für die Mehrheit der Leute, die mit Hartz IV leben müssen und über deren bescheidene Einkünfte zuletzt wochenlang gefeilscht wurde, äußerte Wolfgang Grupp dagegen größtes Verständnis: "Die allermeisten haben sich 20 Jahre lang für die Firma den Rücken krumm gemacht und stehen jetzt auf der Straße, weil ihr Chef seinen Laden nicht im Griff hatte." Dafür erntete der Unternehmer bei seinen sozialdemokratischen Gästen zustimmendes Kopfnicken.

Weniger dagegen für die parteipolitischen Präferenzen, mit denen Grupp nicht hinterm Berg hielt. Bei der letzten Wahl, plauderte er aus dem Nähkästchen, habe seine Frau sich durchgesetzt und man habe FDP gewählt. Diesmal kehre man zur CDU zurück. "Zur Abwechslung mal die SPD wäre auch nicht schlecht", empfahl Nils Schmid. "Die empfangen wir als Besuch", konterte Grupp gewohnt schlagfertig. Wieder ernsthaft, vertrat der Trigema-Inhaber die Auffassung, dass es "zwischen CDU und SPD keinen großen Unterschied mehr gibt". Entsprechend pauschal schrieb Grupp den Volksparteien ins Stammbuch: "Sie müssen korrekt sein und gerecht und auch mal gegen den eigenen Stand etwas durchsetzen." Und: "Das Volk verlangt Gerechtigkeit und Anstand."

Womit die Runde bei der aktuellen Guttenberg-Debatte angelangt war. Grupp erzählte, wie er einst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre eine Doktorarbeit angefangen und – "im Gegensatz zu Ihrem Kollegen" – nach zwei Jahren wieder aufgehört habe. "Ich habe gesagt: Mir ist eine Firma ohne Doktor lieber als eine Doktor ohne Firma." Solcherlei Prioritäten habe er gesetzt, als er von seinem Studienort Köln nach Burladingen gerufen wurden, um die elterliche Firma zu retten. Was ihm bekanntlich eindrucksvoll gelang. "Seit 1975, seit ich für den Größenwahn meines Vaters zurückbezahlt hatte, habe ich keinen Cent Kredit mehr gebraucht", berichtete Grupp und gab ausgiebig Einblick in seine Erfolgsrezepte. Als da wären: nicht blind auf Umsatzwachstum setzen, sondern auf Wertschöpfung, flexibel produzieren, die vorhandenen Kapazitäten voll auslasten, rechtzeitig auf Eigenvermarktung umschwenken und vor allem die Treue zur Betriebsfamilie: "Meine Leute sind meine Stärke."

Nils Schmid und Klaus Käppeler zeigten sich von diesen Schilderungen nicht minder beeindruckt wie von der anschließenden Betriebsführung. Schmid zeigte sich überzeugt: "Mittelständische Unternehmer, die wissen, wie man Geld verdient, und dem Standort die Treue halten, bringen Baden-Württemberg nach vorn."

Landtagswahlkampf 2011

Ganz im Zeichen des Landtagswahlkampfs stand die Ortsvereinsversammlung des SPD-Ortsvereins Münsinger Alb am vergangenen Dienstag.

Zahlreiche Mitglieder waren daher zu einer Arbeitssitzung zusammengekommen, denn es galt, Aufgaben im Hinblick auf den lokalen Wahlkampf zu verteilen und die Arbeit zu koordinieren.

Vorsitzender und Zweitkandidat Jochen Klaß freute sich besonders, auch den Landtagskandidaten des Wahlkreises Klaus Käppeler aus Zwiefalten als Gast begrüßen zu können, der es trotz anstrengender Wahlkampftour und zahlreicher Termine geschafft hatte,an der Versammlung teilzunehmen.

Nach Verteilung der einzelnen Aufgaben, die recht zügig vonstatten ging – auch nicht anwesende Mitglieder hatten sich bereit erklärt Aufgaben zu übernehmen – berichteten Hartmut Kirste und Gerhard Stotz vom Landesparteitag in Stuttgart.

 Besonders beeindruckt waren sie von der Rede des Spitzenkandidaten Nils Schmid. Schmid sei es gelungen, die Delegierten, Gastteilnehmer und sogar die Presse mitzureißen. Immer wieder von spontanem Beifall unterbrochen, habe er das Publikum nicht nur durch Inhalte, sondern auch emotional angesprochen und eine Aufbruchstimmung verbreitet, sodass ihm schließlich „Standing Ovations“ zuteil wurden. Auch die völlig frei vorgetragene und humorvolle  Rede des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz Kurt Beck wurde als hervorragende Unterstützung für Schmid gewertet. Unter anderem habe Beck auch auf den Polizeieinsatz am 30. September letzten Jahres Bezug genommen und versichert, künftig keine Polizisten mehr zu einem solchen Anlass zur Verfügung zu stellen.

 

Anschließend ging Klaus Käppeler auf die inhaltlichen Schwerpunkte seines Wahlkampfs ein, die konzentriert zusammengefasst in drei Slogans lauten:

– „Bildung zuerst“

– „Gerechtigkeit leben“

– „Der Mensch macht’s“

Ganz zum Schluss wurden noch die nächsten Termine des Ortsvereins festgelegt.