Perspektive für Hauptschullehrer

Eine große Zahl von Haupt- und Werkrealschulen im Land sieht ihrer Zukunft mit großer mit Ungewissheit entgegen. Trotz eines sehr hohen Arbeitseinsatzes in den vergangenen Jahren sinken die Schülerzahlen und in der Folge auch die Größe der Kollegien. Angesichts der dynamischen Entwicklung sowie der Weiterentwicklung der Realschulen, die zukünftig den Hauptschulabschluss mit Einführung des neuen Bildungsplans anbieten soll, ist es höchste Zeit, die Belange und Interessen der betroffenen Lehrkräfte in den Mittelpunkt der Bildungspolitik zu rücken.

Für die SPD-Landtagsfraktion kann ich versichern, dass wir diesem Thema seit längerem eine besondere Aufmerksamkeit schenken und 2015 wichtige Entscheidungen in die Wege leiten werden. Zwei zentrale Fragen, die eng miteinander verknüpft sind, stehen im Mittelpunt. Einerseits die Frage nach der zukünftigen Besoldungsstruktur für das neue Lehramt des Sekundarstufenlehrers. Die ersten Referendare beginnen im Februar 2016 und die schwarz-gelbe Vorgängerregierung hinterließ die Besoldungsfrage bei der Einführung des integrativen Studiengangs unbeantwortet. Andererseits die berufliche Entwicklungsperspektive für bereits tätige Haupt-und Werkrealschullehrer. In der Antwort auf die erste Frage hat sich die SPD Landtagsfraktion bereits klar positioniert. Wir setzen uns für eine zukünftige Besoldung des neuen Sekundarstufenlehrers nach A13 ein. Auch deshalb, weil die Studiendauer und die Studieninhalte gegenüber der früheren Ausbildung zum Grund- und Hauptschullehrer erweitert wurden.

Des Weiteren halte ich es für zwingend für bereits ausgebildete Haupt- und Werkrealschulkräfte, die zukünftig an Gemeinschaftsschulen und Realschulen arbeiten werden, ebenfalls eine Aufstiegsmöglichkeit nach A13 zu geben. Bestärkt sehe ich mich in dieser Forderung durch das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das eine voraussetzungsarme berufsbegleitende Qualifizierung für bisherige Hauptschullehrer vom Dienstherrn einfordert, die an einer integrativen Schulart arbeiten.

Als Schulleiter ist mir bewusst, dass die Zahl benachbarter Haupt- und Werkrealschulen und damit einhergehend die Chance, einen vergleichbaren Arbeitsplatz zu finden, schwindet. Deshalb rate ich meinen Kolleginnen und Kollegen auch, den Wechsel an andere Schularten in Betracht zu ziehen. Denn für mich ist augenscheinlich, dass die Zahl der Hauptschullehrkräfte in den kommenden Jahren immer häufiger an Realschulen, Gemeinschaftsschulen anzutreffen sein wird. Angesichts einer zunehmend heterogenen Schülerschaft auch an diesen Schularten ist eine Lehrkraft mit jahrelanger Unterrichtserfahrung an einer Hauptschule ein Gewinn für jedes Kollegium. Denn Haupt- und Werkrealschulkräfte haben in den vergangenen Jahren wie keine andere Lehrergruppe bewiesen, dass eine Vertiefung der eigenen fachlichen und pädagogischen Fähigkeiten sowie die Bereitschaft, sich auf Schulentwicklungsprozesse einzulassen zur eigenen professionellen Berufsauffassung zählt.

Wenn Lehrkräfte eine solche Herausforderung annehmen, dann wiederum ist es Aufgabe der Politik, neben der fachlichen Qualifizierung auch Wege aufzuzeigen, wie eine gleichwertige Besoldung innerhalb eines Kollegiums möglich ist. Denn Haupt-und Werkrealschulkräften verdienen nicht nur irgendeine, sondern eine gleichwertige berufliche Perspektive.

Klaus Käppeler MdL,

Schulpolitischer Sprecher (SPD) und Rektor der Hohensteinschule (Grund- und Werkrealschule)

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